Media for Peace #15 Journalistische Berichterstattung im und über den Nah-Ost-Konflikt

Shownotes

Inwiefern wirkt Journalismus deeskalierend in innerpolitische Debatten hinein? Der Libanon ist vom Gaza-Konflikt betroffen und der Krieg in Israel wirkt auch in die Nachbarstaaten hinein. In dieser Folge spricht Sabrina Harper mit Prof. Dr. Stephan Stetter, Professor für Internationale Politik und Konfliktforschung an der Universität der Bundeswehr München über die Rolle von Journalismus in Kriegsgebieten. Stephan Stetter hat selbst in Israel gelebt und hat seinen Forschungsschwerpunkt im Nahen Osten. Im Podcast ordnet er die nationale und internationale Berichterstattung über die Geschehnisse seit dem Angriff am 7. Oktober 2023 ein und gibt einen Ausblick, in welchem Maße Medien (de-)eskalierend Einfluss nehmen.

"Viele gehen mit vorgefertigten Vorstellungen in die Berichterstattung"

Im zweiten Interview beschreibt Media for Peace Fellow Timour Chafik den Ansatz der Design Fiction. Mit dieser Methode können Debattenräume geschaffen werden:

„Design Fiction ist nicht dafür da Probleme zu lösen, sondern sie zu finden.“

In einem Diskussionsraum kommen dabei Teilnehmende unterschiedlichster Meinung und Hintergründe zusammen und denken über eine gemeinsame Zukunft nach, das sei hilfreicher, als über die Vergangenheit zu sprechen. Ziel dabei: Ideen und Perspektiven aufzeigen und in den öffentlichen Diskurs tragen: „Erst durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit werden Geschichten konstruktiv, facettenreich und lassen sich medienübergreifend gestalten.“

01:52 Interview Prof. Dr. Stephan Stetter: Einordnung der Akteure und Akteurinnen im Gaza-Konflikt 05:18 Was ist die Hisbollah? 08:50 Die Berichterstattung im Libanon und Deutschland 10:37 Medienlandschaft im Libanon 13:05 Medienberichterstattung aus Deutschland über das Ausland 17:55 Inwiefern können Menschen im Libanon auf die Gestaltung von Öffentlichkeiten einwirken? 24:10 Traditionelle Medien vs. Soziale Medien 25:40 Wie können sich die Medien dort deeskalierend aufstellen? 29:42 Timour Chafik, Media for Peace Fellow – Was ist Design Fiction? 33:01 Vorstellung und Journalismus zusammenbringen 42:04 Design Fiction stärkt interdisziplinäres Arbeiten 44:13 Testen, Testen, Testen

Weiterführende Folgen: Media for Peace #8 Social Media: Journalistisches Tool mit Impact? Media for Peace #6 Transparenz als journalistisches Gut Media for Peace #5 Fake News

Das ist Media for Peace. Der Podcast auf den Spuren des peace-oriented Journalismus. Eine Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München und von DTEC.BW – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr.

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00:00:00: Journalismus der Frieden ermöglicht. Das ist Media for Peace, ein Podcast des Media Lab

00:00:11: Bayern. Hallo und herzlich willkommen zur neuen Folge Media for Peace. Mein Name ist Sabrina

00:00:17: Harper. Heute nehme ich euch mit in ein aktuelles Thema und auch ein sehr präsentes Thema. Wir

00:00:23: sprechen hier im Podcast über einen friedensfördernden, deeskalierenden Journalismus und wie der

00:00:29: gestaltet werden kann. Vor über einem Jahr sind wir gestartet mit den Fokusländern Afghanistan

00:00:35: und dem Libanon. Inzwischen ist viel passiert und der Libanon ist nah dran am Kriegsgeschehen in

00:00:42: Israel. Doch was bedeutet das? Wie kann mediale Berichterstattung wirken und wo liegen Potenziale

00:00:49: für Deeskalation? Darüber spreche ich mit Stefan Stetter. Er ist Professor für internationale

00:00:56: Politik und Konfliktforschung an der Universität der Bundeswehr München und er hat mir und wird

00:01:02: auch hoffentlich euch erklären, wie dieser ganze Kontext rund um diesen Konflikt aussieht und welche

00:01:09: Rolle darin der Journalismus spielt. Media for Peace - Insights. Hallo Stefan, willkommen hier im Podcast.

00:01:18: Hallo Sabrina. Wir haben ein ziemlich ernstes Thema dabei. Der Krieg in Israel im Gaserstreifen

00:01:24: ist allgegenwärtig und auch andere Regionen wie etwa der Libanon kommen in diesem ganzen Konflikt

00:01:30: vor. Da sprechen wir gleich darüber. Wir kennen uns aus Zeiten vor diesem Konflikt. Wir haben uns

00:01:36: in Beirut kennengelernt auf einem Symposium für Friedensfördernden Journalismus. Gleich möchte

00:01:42: ich mit dir über die Rolle und die Wirkungsweise von Journalismus und Kommunikation in Konflikzonen

00:01:47: sprechen, insbesondere in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse. Ich denke aber, bevor wir starten,

00:01:55: ist es wichtig, dass wir das alles nochmal ein bisschen einordnen mit Israel, Palästina und auch

00:02:02: die Rolle von anderen Ländern wie etwa dem Libanon. Am 7. Oktober ist dieser aktuelle Konflikte in

00:02:09: der Berichterstattung vorkommt. Losgegangen. Die Hamas haben einen groß angelegten Angriff auf Israel

00:02:15: getätigt. Die Hamas, das ist eine Terrororganisation, die den Gaserstreifen kontrolliert, vielleicht

00:02:22: so weit mal zum Setting und inwiefern spielen dort nun die anderen Länder hinein. Also in diesem

00:02:30: Israel-Hamas-Konflikt, den wir jetzt gerade sehen, spielen sehr, sehr viele Länder hinein. Das ist

00:02:35: erstmal Teil des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Und das ist ein komplizierter

00:02:40: Konflikt, da war er auf einer Ebene sehr vergleichbar mit vielen anderen Konflikten. Es ist nämlich

00:02:45: ein Konflikt zwischen zwei Nationen, zwischen zwei politischen Gemeinschaften, die nach nationaler

00:02:51: Selbstbestimmung streben, über ein Territorium. Es gab schon viele Vorschläge, teilweise wurden

00:02:58: die auch umgesetzt, wie man dieses Territorium nicht nur aufteilen kann, sondern auch friedlich

00:03:02: miteinander leben kann, aber diese Einigung ist bis heute nicht erzielt worden. Jetzt hat die Hamas

00:03:07: diesen Terroranschlag auf Israel verübt und Israel bekämpft nun die Hamas seit dem 6. Oktober.

00:03:15: Das ist aber eine Auseinandersetzung in einer Reihe von Kriegerischen Auseinandersetzungen,

00:03:21: die die Hamas und Israel schon seit dem Jahr 2007/2008 miteinander gehabt haben. Das ist erstmal

00:03:28: dieser israelisch-palästinensische Konflikt. Und wie du richtig sagst, ist dieser Konflikt,

00:03:32: und das unterscheidet ihn von vielen anderen, wie ich das nenne, oder die Fachliteratur das

00:03:37: nennt, Ethno-Nationalen-Konflikten, dadurch, dass die Involvierung dritter Parteien im Israel-Palestiner

00:03:45: Konflikt sehr, sehr stark ausgeprägt ist. Und jetzt könnten wir gucken, welche Akteure sind das?

00:03:51: Das wären zum einen staatliche Akteure, die sich in diesem Konflikt involvieren, entweder um

00:03:56: diesen Konflikt anzuhizen, sich selber sogar vielleicht auch als Konfliktpartei sehen, oder

00:04:01: aber sich sehr stark in die Diplomatie einbringen, um zu versuchen, die eine oder andere Lösung zu

00:04:05: diesem Konflikt zu bringen. Diese staatlichen Akteure können wir unterscheiden in regionaler

00:04:10: Akteure, also die arabischen Nachbarstaaten, Israels vor allem, aber auch andere regionaler

00:04:15: Akteure, die eine Rolle spielen, Iran, die Türkei. Dann Akteure von außerhalb der Regionen, Europa,

00:04:22: die Vereinigten Staaten, China und andere Russland natürlich auch. Und auf der anderen Seite gibt es

00:04:29: nicht staatliche Akteure, die eine sehr starke Rolle spielen. Und die sind auch in der Region,

00:04:34: das ist die Öffentlichkeit in vielen arabischen Staaten oder auch in der Türkei, die sehr kritisch

00:04:39: gegenüber Israel ist, die Öffentlichkeit in Iran, die nicht so kritisch gegenüber Israel ist,

00:04:44: aber eben auch bewaffnete Milizen wie die Hisbollah, wie die Milizen, die Chietischen im Irak oder die

00:04:50: Huthi Milizen, von denen wir jetzt auch hören. Und international eine Gesellschaft, international,

00:04:56: die ebenfalls sich eng verbunden oft mit diesem Konflikt fühlt. Einer der zwei Konfliktparteien

00:05:02: sehr nahe steht und sich sehr leicht politisieren lässt. Und allein diese Aufzählung zeigt schon,

00:05:07: wie komplex und kompliziert dieser Konflikt ist. Wir haben jetzt mal ein bisschen dieses Setting,

00:05:11: wie du es genannt hast, angerissen. Wir kennen uns ja eben aus Beirut, also aus dem Libanon. Und da,

00:05:18: du hast es auch eben schon genannt, taucht doch immer diese Hisbollah auf. Das ist eine Gruppierung

00:05:24: im Libanon. Das ist ganz wichtig zu verstehen, das ist nicht die libanesische Bevölkerung. Das ist

00:05:31: ganz richtig. Und um die Hisbollah zu verstehen, muss man vielleicht zwei, drei Punkte in den Blick

00:05:36: nehmen. Zum einen, dass es in Libanon einen sehr langen Bürgerkrieg gegeben hat, von Mitte der

00:05:41: 1970er Jahre bis Ende der 1980er Anfang der 1990er Jahre. In diesem Bürgerkrieg, der ein wahnsinnig

00:05:51: komplizierter Konflikt in Libanon gewesen ist, mit Dutzenden von verschiedenen libanesischen

00:05:56: Fraktionen, die sich bewaffnet haben, die Milizen gegründet haben, die untereinander Bündnisse

00:06:01: geschlossen haben, diese Bündnisse, die da verlassen haben, sich mit anderen verbündet haben

00:06:04: in Libanon. Und Akteure von außen, die sich in diesem Konflikt involviert haben, auch Israel

00:06:10: hat da dann eine Rolle gespielt in diesem Kontext, aber auch zahlreiche andere Staaten und Akteures.

00:06:15: Es gab dann eine syrische Besatzung bis in die 2000er Jahre in Libanon. Dieser Bürgerkrieg in

00:06:21: Libanon wurde beendet und alle Milizen wurden auch entwaffnet, haben sich in dem politischen

00:06:27: Prozess wieder integriert und auch sozusagen ihre Waffen aufgegeben. Es gibt eine libanesische

00:06:33: Armee und das trifft auf eine Miliz nicht zu und das ist die Hisbollahamt. Die Hisbollah hat

00:06:37: seither nicht nur diesen Status halten können, sondern ihn ausbauen können. Das hat was mit

00:06:42: demografischen Situation zu tun. Sie wird von der schiitischen Bevölkerung in Libanon unterstützt,

00:06:47: die historisch betrachtet nicht privilegiert gewesen ist, immer etwas benachteiligt gegenüber

00:06:53: den Christen und gegenüber den Sunniten. D.h. da gibt es einen politischen Impuls,

00:06:59: die Hisbollah zu unterstützen, ausgrund eines Benachteiligungsgefühl und auch

00:07:03: durchaus einer entsprechenden Realität. Und die Hisbollah hat ihr internationalen

00:07:08: Bündnisse ausreiten können. Israel ist das große Feindbild der Hisbollah. Sie hat also

00:07:12: eine aggressive revisionistische Außenpolitik, die die Grenzziehungen und den Status quo der

00:07:19: Staatlichkeit im Nahen Osten so nicht akzeptiert. Also diese Feindschaft gegenüber Israel ist sehr

00:07:25: stark und da profitiert dies Bedeiben davon, dass sie die militärische, die logistische und

00:07:29: die ideologische Unterstützung aus dem Iran entsprechend auch hat. Und diesen Status als

00:07:35: Miliz nicht nur halten können, sogar ausbauen können. D.h. sie hat heute ein gewaltiges Waffenasenal.

00:07:39: Sie hat auch schon militärische Auseinandersetzung mit Israel gehabt. Sie tut das auch derzeit,

00:07:44: also die Hisbollah schießt Raketen, auf Israel. Der Norden von Israel ist zurzeit auch,

00:07:49: sozusagen, entvölkert, weil Israel die Bevölkerung in eine grenznahen Region evakuiert hat. Und die

00:07:55: Hisbollah hat im libanesischen politischen System sich durch dieses Droh-Potenzial, dass sie hat,

00:08:00: eine starke Stellung ausbauen können. Sie sitzt in der libanesischen Regierung und

00:08:04: wichtige Entscheidungen in Libanon können nicht, zumindest nicht so leicht gegen die Hisbollah

00:08:09: getroffen werden. Das trifft auf sehr, sehr viele Protests in Libanon von vielen gesellschaftlichen

00:08:13: Gruppen. Aber ich glaube, das macht Potenzial der Hisbollah, habe ich jetzt so ein bisschen beschrieben.

00:08:18: Und daran kann man auch sehen, dass die da erst mal auch sehr fest im Sattel sitzen.

00:08:22: Und eben so ausführlich hören wir das selten in einer Berichterstattung, sondern wir hören

00:08:29: genauso wie du gesagt hast, die Hisbollah hat Raketen auf Israel abgefeuert. Und das ist ja

00:08:36: schon so ein Aspekt eben in der Kommunikation, im journalistischen Arbeiten, was es vielleicht

00:08:42: schwer macht, dieses alles zu verorten, einzuordnen, zu bewerten. Und da möchte ich gleich mal reingehen

00:08:50: und habe quasi zwei Fragen an dich. Zum einen die Berichterstattung im Libanon selbst zu diesem

00:08:57: Thema. Inwiefern wirkt das auf die Bevölkerung? Und zum anderen die Berichterstattung darüber

00:09:04: hier in Europa oder in Deutschland. Was hat das für Auswirkungen? Wie ist da deine Einschätzung?

00:09:10: Zuerst mal hast du ganz recht mit deiner Beschreibung, dass die Darstellung von sehr

00:09:14: komplizierten Sachverhalten sehr, sehr verkürzt oft ist. Also man kriegt Schlagworte und Begriffe

00:09:20: mit, man kriegt auch immer Framings mit. Das lässt sich gar nicht vermeiden, also über politische

00:09:24: Themen zu reden bedeutet immer, dass es irgendein Framing ohnehin gibt. Das ist klar, aber es

00:09:30: kann oft unbefriedigend sein, weil doch viel mehr oft hinter den Sachverhalten steht, als man so

00:09:34: denkt. Und das ist, wenn die neuste Novelle eines Baumsgesetzes beschlossen wird, vielleicht nicht

00:09:41: ganz so dramatisch. Also es kann das auch sein, aber man merkt doch, wenn es um Leben und Tod und

00:09:45: Sicherheit geht, Krieg und Frieden, dass man sich mehr Hintergrundinformation wünscht. Deswegen

00:09:50: sind ja so Formate wie so ein Podcast auch ganz gut. In den 70er Jahren, bevor es das Internet gab,

00:09:55: gab es so Fernsehsendungen in Schwarz-Weiß, wo dann Gespräche stattgefunden haben mit einer Person,

00:10:01: die eine Stunde gedauert haben. Eigentlich braucht man das auch für manche Themen. Da bin ich ganz

00:10:05: deiner Meinung. Nun ist es auch eine Möglichkeit, die existiert. Wir haben auch in unserem Media

00:10:11: for Peace Projekt eine Reihe von Podcasts analysiert, in denen politische Austausch stattfindet,

00:10:16: der auch in die Tiefe geht, entweder dadurch das vertiefte Informationen auch mal behandelt werden

00:10:21: können oder dass man sich auch mal auseinandersetzt und streitet mit Leuten, die nicht die gleiche

00:10:27: Meinung haben. Also all das kann durchaus stattfinden. Was Medien aber erst mal tun,

00:10:32: jetzt schauen wir uns lieber noch an, was die libanesische Medienlandschaft ausmacht. Zum

00:10:38: mindest die Mehrzahl der Medienlandschaft. Es ist ein wesentlicher Sachverhalt eigentlich. Und

00:10:43: dieser wesentlicher Sachverhalt ist, dass die Medienlandschaft fraktionalisiert ist. Das heißt,

00:10:48: die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, ich habe diesen Bürgerkrieg benannt und in diesem

00:10:52: Bürgerkrieg sind starke politische Identitäten gewachsen, weil diese einzelnen Gruppen,

00:10:57: mein Liebanon, sich bedroht gefühlt haben. Das heißt, die haben nicht nur ihre Milizen aufgebaut,

00:11:02: sondern auch eigene politische Identität gewonnen und teilweise auch eben ihre eigenen Medienkanäle,

00:11:08: über die sie informieren über politische Geschehene sind. Nun ist das oft auch sehr guter oder

00:11:14: guter Journalismus, nicht immer, aber oft. Aber er entspricht eben nicht einer libanesischen Gesamtsicht,

00:11:22: wie man das so oft Deutschland vielleicht kennt. Das ist doch die Medienportale, die wir haben,

00:11:27: so eine nationale Sicht machen. Und es nicht einen niedersächsischen Medienkanal gibt und einen

00:11:32: thüringischen und einen bayerischen, die vollkommen unterschiedliche Narrative letzten Endes pflegen.

00:11:39: Also das zeichnet die libanesische Medienlandschaft sehr stark aus. Das heißt, die ist polarisiert.

00:11:44: Und es werden sehr, sehr unterschiedliche Positionen vertreten von den Medienorganen,

00:11:51: die der Hisbollah auch nahestehen, in denen es eben dieses Feindbild Israel gibt, in dem von

00:11:56: einer Achse des Widerstandes gesprochen wird, bis hin zu Medienakteuren, die die Hisbollah als die

00:12:03: größte Bedrohung und Gefahr für Libanon betrachten. Also es ist ein plurales Mediensystem und dazu

00:12:09: muss man eben auch wissen, dass Libanon ein demokratisches System hat, ein sehr dysfunktionales,

00:12:15: also es gelingt nicht einen Präsidenten zu wählen, weil man sich nicht einigen kann,

00:12:19: die politischen Prozesse sind oft sehr blockiert und so weiter. Aber es gibt eine pluralistische

00:12:26: Medienberichterstattung. Es gibt auch Gefahren für Journalisten, ganz eindeutig in Libanon,

00:12:30: die können von außerhalb kommen. Also wenn es diese Kampfhandlung gibt an der israelisch-libanesischen

00:12:35: Grenze, ist das eine Gefahr für Journalisten, bei der auch Journalisten umgekommen sind,

00:12:40: auch derzeit umkommen. Journalisten in Libanon werden auch in Führt-Lochmanns Limis das bekannteste

00:12:45: Beispiel für einen Journalisten, der innerhalb Libanons entführt wurde und auch umgebracht wurde,

00:12:51: der sich sehr klar lange gegen die Hisbollah ausgesprochen hat. Also da sind Gefahren auch

00:12:56: für Journalismus, aber dennoch ist es eine offene und pluralistische Debatte, die es in Libanon gibt.

00:13:01: So würde ich erstmal die Situation in Libanon beschreiben. Und auf der anderen Seite haben wir

00:13:07: auch noch die Berichterstattung, die wir hier erfahren. Also auch nicht immer deeskalierend,

00:13:13: vielleicht ausgerichtet, sondern wir hören Raketenangriffe auf Israel. Was macht das mit uns?

00:13:19: Man kann es auch etwas überschätzen vielleicht, weil ich glaube, dass viele Menschen gerade beim

00:13:24: Israel-Palestiner-Konflikt mit schon sehr vorgefertigten Vorstellungen auch in die Medienberichterstattung

00:13:29: hineingehen. Also ein anderes Beispiel, als jetzt dieser Konflikt in Armenien und Aserbaycan in Nagorno-Karabakh

00:13:35: war und Medienberichterstattung war, dann würde ich mal mutmaßlich, habe keine Umfragen gemacht,

00:13:41: aber es wäre meine starke Vermutung, dass Leute erstmal etwas ratus werden und sagen, ich kann mir

00:13:46: nicht so richtig eine Meinung dazu bilden. Das ist beim Israel-Palestiner-Konflikt anders, und zwar

00:13:51: fast weltweit, kann man sagen. Und ich habe das vorhin ja schon angesprochen, dass dieser Konflikt

00:13:56: auch gesellschaftenweit über Israel-Palestiner den Nahen Osten hinaus politisiert. Und das hat

00:14:03: verschiedene Gründe, die nicht im Detail ausarbeiten können. Das würde jetzt, denke ich, zu viel Zeit

00:14:09: in Anspruch nehmen, aber dieser Konflikt politisiert. Da steckt auch eine große Geschichte dahinter der

00:14:14: Beziehungen des Westens zum Osten, des Christentums zum Islam, die Geschichte des Antisemitismus in

00:14:22: Europa und auch außerhalb Europas. Also stecken sehr, sehr viele Themen drin, die uns eigentlich

00:14:28: als Gesellschaften selber auch berühren. Also Stichwort Antisemitismus hat in Deutschland eine

00:14:33: lange und tiefe und blutige Geschichte. Und das Thema der West-Ost-Beziehungen hat in Deutschland

00:14:39: auch eine Geschichte, dadurch, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden ist. Also diese

00:14:44: Themen berühren uns irgendwie alle. Und deswegen, in diesem Konflikt würde ich sagen, sind Meinungen,

00:14:51: die schon existieren, auch durchaus auf parteiische Weise. Man fühlt sich entweder etwas pro-israelisch

00:14:56: oder pro-palestinensisch. Das ist in vielen Bevölkerungsteilen recht ausgeprägt. Und so gehen

00:15:04: Leute auch in die Medienberichterstattung hinein. Ich glaube, das muss man bei diesem Konflikt

00:15:08: ganz stark berücksichtigen. Dann kann man sicherlich auch sehen, das ist vielleicht das zweite,

00:15:13: dass es auch sicher, dass es immer eine offizielle außenpolitische Linie auch gibt. Und das Medienbericht

00:15:19: erstattung sich erstmal sehr stark mit dieser außenpolitischen Ausrichtung auseinandersetzt.

00:15:23: Ich habe das Gefühl, dass jetzt in den aktuellen Konflikte, wie ausgetragen wird, es in Deutschland

00:15:29: eine doch sehr breite Sicht in den Medien auch gibt, dass dieser Anschlag, der Herr Maas vom 7.

00:15:34: Oktober, eine Leinstellungsmerkmal hat. Ich glaube, der Vorwurf stimmt nicht, dass man darüber

00:15:40: vergisst, dass es einen israelisch-palestinensischen Konflikt gibt. Und man sehr genau auch schauen

00:15:44: muss, was auch die Israelis die letzten 20, 30 Jahre falsch gemacht haben. Und auch die

00:15:49: Palästinenser und die Autonomiebehörde. Da kann man auch viele schauen und wird viele Fehler

00:15:54: identifizieren können. Also ich glaube, der Satz, dass man nicht irgendwie Israel kritisieren darf,

00:15:59: der stimmt überhaupt nicht. Aber ich glaube, dass in der deutschen Berichterstattung jetzt sehr

00:16:04: stark dieser 7. Oktober einfach auch darstellt. Und das so gelesen wird, und das ist ja ein bisschen

00:16:08: noch die Sicht der Bundesregierung, was Israel jetzt macht, bezieht sich eben auf den 7. Oktober.

00:16:12: Aber ich finde in der Medienberichterstattung sehr viele Auseinandersetzungen in Deutschland,

00:16:17: also zumindest in den Sachen, die ich konsultiere, in den sozialen Medien, in der Presse und im

00:16:23: Fernsehen wird doch sehr, sehr viel diskutiert über die humanitäre Katastrophe, die diesen

00:16:27: Gaserstreifen gibt, wie ist die Notlage dort, was muss da getan werden? Wie geht es den Menschen

00:16:32: in Israel, wie geht es den Familien der Geiseln, wie könnte es den Geiseln selber gehen? Wie geht es

00:16:37: den Leuten, die in Israel jetzt vertrieben wurden, aus dem grenznahen Gebiet zum Gaserstreifen oder

00:16:41: aus dem Norden der Grenze zum Libanon? Es gibt auch die Feuerton-Auseinandersetzungen. Wie reden

00:16:47: wir eigentlich übereinander? Was ist das Erbe der Geschichte, des Antisemitismus, des Kolonialismus?

00:16:52: Also ich glaube, da gibt es, wer will, kann sich sehr, sehr breit informieren und kriegt eigentlich

00:16:56: alle Informationen. Und nicht zuletzt auch die Frage, wie soll es eigentlich nach diesem Krieg

00:17:00: weitergehen. Und mein Eindruck ist, wer sich informieren will, der kann das in der Breite

00:17:07: eigentlich auch tun. Und man muss ja auch sagen, dass man da nicht auf deutsche Medien beschränkt ist.

00:17:11: Ich kann nur empfehlen, das tue ich auch selber gut. Ich tue es aus meiner Forschung heraus,

00:17:16: dass man auch die israelische und arabische Presse konsultiert. Das muss man nicht nur in

00:17:22: den Landesprachen machen, die gibt es auch auf Englisch. Und das würde ich immer auch empfehlen,

00:17:26: um so ein Gefühl zu kriegen, wie wird eigentlich dieser Konflikt außerhalb Deutschlands und

00:17:32: auch Europas betrachtet? Wenn wir an die Darstellungen, wie du es eben gerade schon ausgeführt hast,

00:17:38: denken, die es so gibt, dann ist das ja auch immer eine Möglichkeit, eine Plattform,

00:17:45: das Öffentlichkeiten Sichtbarkeit bekommen. Also im Libanon hast du schon gesagt, es ist

00:17:50: sehr fragmentiert, wenn wir noch mal dorthin zurückgehen. Inwiefern können Menschen im Libanon

00:17:56: auf die Gestaltung von Öffentlichkeiten einwirken, wenn wir an die Presse denken oder eben an den

00:18:03: Journalismus? Man muss sagen, auf die allgemeine Debatte einzurücken ist sehr schwierig. Das gelingt

00:18:08: ja auch den politischen Parteien in Libanon nicht. Das System ist eben sehr, sehr fragmentiert und

00:18:13: einen gesamt-libanesischen Diskurs hinzubekommen. Etwa eine Verständigung über die Frage. Was ist

00:18:19: eigentlich unsere Identität, unsere gesamt-libanesische? Und was leitet sich daraus ab an Politik,

00:18:26: die wir eigentlich haben? Wollen gerade jetzt auch zu so außenpolitisch sensiblen Themen,

00:18:31: es ist in Libanon fast so unmöglich. Also da sind Grenzen gesetzt, über die eigenen Strukturen

00:18:36: der eigenen Gruppen letzten Endes hinauszustrahlen. Das ist sehr, sehr begrenzt, aber es findet im

00:18:43: Gewissen Ausmaße statt. Also die Forschung, wie wir im Mediafor Peace Projekt gemacht haben,

00:18:48: aufgezeigt, dass es durchaus diese Möglichkeiten gibt. Denn für viele Libanesen ist das Hauptproblem

00:18:54: nicht die außenpolitischen Spannung im Nahen Osten, sondern der desaströse Zustand des öffentlichen

00:19:01: Lebens in Libanon selber. Das nämlich, also Stichworte sind der etwa, die Explosionen im

00:19:07: Beirut der Hafen, die juristische Aufarbeitung davon. Es gibt so viel Korruption in Libanon,

00:19:12: es gibt so viel verfilzte Strukturen und es gibt eine riesen Wirtschaftskrise, die ganz,

00:19:18: ganz eng damit zusammenhängt. Und das ist das eigentliche Problem, Müllprobleme und Ähnliches,

00:19:23: also eine Infrastruktur, die nicht gut funktioniert. Und das ist etwas, was viele Libanesen auch wissen,

00:19:29: das ist eigentlich das eigentliche Problem, um das es gehen sollte. Und vor diesem Hintergrund hat sich

00:19:34: in den letzten Jahren durchaus eine Öffentlichkeit formiert in Libanon, die auf Medien auch angewiesen

00:19:39: ist, nicht auf die traditionellen Printmedien und Fernsehanstalten, was immer noch das Hauptmedium

00:19:46: in Libanon ist, sondern die eben die Sozialmedien nutzen, weil die nicht in dieser verkrusteten

00:19:51: Struktur drin sind. Das ist ein Möglichkeit-Raum, der sich bietet, neue Themen zu setzen und ihr

00:19:56: auf die politische Tagesordnung zu bringen. Und es hat nicht zu einer Transformation in Libanon

00:20:01: geführt, aber wir haben jetzt in unserem Projekt durchaus erkennen können, dass sich diese, wie

00:20:05: soll man es mal nennen, Diskursgemeinschaft dieser dritte Weg, der sagt, wir wollen uns irgendwie nicht

00:20:12: mehr an den klassischen Konflikten Libanon orientieren, Hisbollah versus Anti-Hispola,

00:20:17: außenpolitische Orientierung Richtung Iran oder Richtung Saudi-Arabien, das sind nicht unsere

00:20:22: Themen, sondern unsere Themen sind innenpolitisch. Und die haben, das zeigen die Daten auch, die

00:20:28: wir haben quantitativ den Diskursraum besetzen können, die liegen sozusagen quer zu diesen

00:20:34: traditionellen Konfliktlinien in Libanon und sie haben auch Impulse setzen können. Und die Impulse,

00:20:39: vielleicht zwei Beispiele, sehen so aus, dass diese Themen nicht mehr von der Tagesordnung

00:20:44: runterkommen, wie die Müllprobleme und andere. Wenn die mal gesetzt sind, dann sind die doch so

00:20:49: stark in den Social Media gesetzt, dass auch die traditionellen politischen Akteure das irgendwie

00:20:55: auftreifen müssen. Und zweitens hat das Parlamentswahl letztes Jahr in Libanon gegeben und dort ist es

00:21:00: einer Zahl von 13 unabhängigen Kandidaten gelungen, Parlamentsmandate zu erringen, gegen die

00:21:07: traditionellen Parteien, die ja fest etabliert sind im Libanesischen System. Und diese 13 unabhängigen

00:21:14: Kandidaten sind auf solchen alternativen Plattformen, letzten Endes haben darauf kandidiert und haben

00:21:19: es auch geschafft, dann wäre da Zustimmung zu kriegen. Das heißt, man sieht, da ist ein Potenzial

00:21:23: in Libanon da, aber man sieht auch, wo die Grenzen sind, dass sie so eine Decke anbieten, wie man

00:21:26: stößt. Es sind 13 Sitze, das ist eben keine Mehrheit, es verändert eigentlich Libanon, ja,

00:21:32: es an den Rändern, aber es ist noch keine fundamentale Transformation, die immer aus Sicht

00:21:37: vieler Leute in Libanon das Land eigentlich auch gut gebrauchen könnte. Also wenn ich das richtig

00:21:42: verstanden habe, bedeutet das eigentlich, wie ich eingang sagte, die Hisbollah ist nicht Libanon,

00:21:49: ist nicht die durchschnittliche Bevölkerung, dass das ein Blick auch von mir von außen ist,

00:21:55: dass das ein Problem sein könnte und die Libanesen, Libanesinnen selbst sehen das gar nicht so. Also

00:22:01: die sind sich klar darüber, dass das verschiedene Bevölkerungsgruppen sind, dass das eine Fragmentierung

00:22:07: ist und sehen ihre Probleme sehr innerpolitisch. Ist das so richtig zusammengefasst? Ja, schon.

00:22:15: Ich meine, man muss sagen, die Hisbollah ist eine libanesische Partei, sie ist sehr abhängig von Iran

00:22:20: in vielerlei Hinsicht, finanziell, militärisch, strategisch, ideologisch und so weiter. Das ist

00:22:27: das eine, aber die Mitglieder und die Wähler auch der Hisbollah sind Libanesen, das heißt, Libanon

00:22:34: ist ein fragmentiertes Land, das muss man einfach sehen. Ich habe die auf die sozialen Hintergründe

00:22:39: und auch den Bürgerkrieg verwiesen, wie die Hisbollah als Bewegung, denn der schiitischen

00:22:43: Bevölkerung, in Teilen der schiitischen Bevölkerung muss man genauer sagen, auch entstanden ist und

00:22:49: in dem Sinne ist sie libanesisch. Und die Herausforderung für die Hisbollah ist, dass im

00:22:54: inner libanesischen Diskurs, weil die eben auch so beäugt wird und auch abgelehnt wird von vielen

00:22:59: Libanesen, die außerhalb dieser Anhängerschaft stehen. Da wird sie eben teilweise kritisch gesehen,

00:23:04: teilweise massiv abgelehnt. Und das Problem, die Herausforderung für die Hisbollah ist, zu zeigen,

00:23:09: wir sind eigentlich libanesisch. Und das wird ihr nur so halb,

00:23:13: oder gar nicht abgetauft und sicherlich auch zu Recht von vielen Libanesen, weil eben die Verknüpfung

00:23:18: mit Iran und den außenpolitischen Interessen die Iran hat, so eng ist, dass dieser Status als eine

00:23:26: Partei, die vor allem die Zukunft Libanums im Blick hat infrage steht und viele Libanesen machen

00:23:30: sich auch Sorgen, dass dieser aggressivere, resonistische Haltung der Hisbala letzten Endes auf

00:23:36: Libanon zurückfällt, wie in Krieg 2006, als mit Israel. Und wenn ein solcher Krieg stattfindet,

00:23:42: dann ist eben nicht nur die Hisbala mit ihrem Strukturenziel von israelischen Angriffen, sondern

00:23:47: der Libanon auch eben als Ganzhahn. Deswegen fühlen sich durchaus viele Libanesen auch mitgefangen

00:23:54: mit der Hisbala, deren außenpolitischen Ziele sie aber gar nicht teilen. Wir haben schon in vorherigen

00:24:01: Folgen ein bisschen über das Mediensystem im Libanon gesprochen. Die Folgen verlinke ich auch

00:24:06: nochmal in den Show Notes. Das war eben zum einen dieses Thema traditionelle Medien, alternative Medien,

00:24:13: die du eben auch erwähnt hast und ein Thema Social Media und was für ein Impact das haben kann.

00:24:20: Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, siehst du ein großes Potenzial in den sozialen

00:24:26: Medien, die sich etablieren und hast du jetzt auch schon erste Erfolge genannt. Siehst du denn für die

00:24:33: Zukunft dort dann einen Fokuspunkt oder wie spielen die traditionellen Medien weiterhin mit?

00:24:39: Wir haben Libanon eine wichtige Bedeutung. Also das Fernsehen ist ein wichtiges Medium,

00:24:45: die Printmedien teilweise auch, die verschwinden nicht. Aber ich glaube tatsächlich, dass jetzt in

00:24:50: einem Land wie Libanon die sozialen Medien doch eine sehr, sehr starke Rolle spielen, weil eben die

00:24:55: traditionellen Strukturen auch so verkrustet sind, dass die sehr, sehr schwer aufzubecken. Das weiß

00:25:00: ja auch im Eigentumsrecht und ähnliches geht. Das ist nicht zu sehen so richtig. Deswegen sind

00:25:06: die Alternativen auch medialen Räume oder journalistischen Räume eben sehr, sehr stark in

00:25:11: den sozialen Medien präsent. Plus, dass es eine sehr große Bereitschaft zur Nutzung dieser

00:25:15: sozialen Medien in Libanon gibt, auf die man als Ressource zurückgreifen kann. Das Wichtigste ist

00:25:21: aber, dass es eben diese pluralistische Meinungsstruktur in Libanon gibt. Das heißt,

00:25:26: das politische System bietet die Möglichkeiten, dass es überhaupt genutzt werden kann und das

00:25:30: ist ja ein großer Unterschied zu vielen anderen Staaten in der Region. Wenn man etwa in Iran oder

00:25:35: in Ägypten oder Saudi-Arabien oder die Emirate oder andere denkt, die diesen Raum und die öffentlichen

00:25:42: Diskurs viel mehr überwachen wollen und auch überwachen können. Was müsste denn aus deiner Sicht

00:25:48: passieren, dass sich diese Medien, egal jetzt in welcher Form, deeskalierend aufstellen können?

00:25:56: Das ist ja zu zwei Komponenten. Aber die sind alle mittel- und langfristig und das ist auch

00:26:01: das Schwierige daran, weil wir mit diesen Polarisierungen erstmal leben müssen. Die müssen

00:26:05: wir auch als Realität erstmal erkennen. Wir haben über den Israel-Palestiner-Konflikt gerade

00:26:09: gesprochen und über andere. Und sind ja nicht nur die Medien sehr stark polarisiert, sondern auch die

00:26:13: Meinung von Individuen. Dazu kann man nun in Deutschland oder in Tel Aviv oder in Ramallah oder

00:26:19: in Beirut mal in ein Taxi steigen oder in eine Kneipe gehen und sich mit Leuten unterhalten. Dann

00:26:24: sieht man ja auch, was Meinungen sind. Die können teilweise sehr sehr polarisiert zu sehr vielen

00:26:28: Themen sein. Wie kann man so was überwinden? Ich glaube, man braucht stabile politische Strukturen,

00:26:35: auch transparente und nicht korrupte und demokratische politische Strukturen, also

00:26:40: ein politischer Wandel. So ein politischer Wandel sind auch Friedensprozesse. Also wir

00:26:44: können eigentlich immer sehen, dass wenn Friedensprozesse entstehen, es auch zu einem Weicherwerden

00:26:50: der Polarisierung kommt. Ein Beispiel jetzt aus dem Israel-Palestiner-Konflikt, als Mitte der

00:26:56: 1990er Jahre der Friedensprozess gestartet ist zwischen Israel und Palästina. Die Oslohr Friedensabkommen,

00:27:03: die Oslohr Abkommen, die das Ziel hatten, zu einem Friedensabkommen zu führen. Da hat sich auch die

00:27:08: öffentliche Meinung gewandelt. Also Leute sind nicht statisch in ihren Meinungen. Aber dazu müssen

00:27:12: politische Veränderungen stattfinden. Das wären Friedensprozesse, das wären in einem Falle wie

00:27:18: Liebernon auch eine Auflösung dieser verkrusteten Strukturen, ein demokratischer Reformprozess,

00:27:23: wäre wirklich für Liebernon sagen. Aber alles sehr, sehr mittelfristig und mit sehr vielen

00:27:27: Fragezeichen verbunden, weil wo soll das jetzt unmittelbar herkommen? Das zweite ist auf dieser

00:27:34: politischen Ebene, das scheint mir im Nahen Osten insgesamt sehr, sehr wichtig zu sein, dass wir

00:27:38: alles, was wir da diskutieren, auf einer regionalen Ebene denken müssen. Diese Konflikte sind alle

00:27:43: miteinander verzahnt. Man wird nicht ein alleine lösen können, nämlich miteinander zusammen.

00:27:49: Deswegen ist eine einvernehmliche israelisch-palästinensische Lösung dieses israelisch-palästinensischen

00:27:56: Konfliktes so wichtig, weil es Ausstrahlungskräfte auf die Nachbarregionen hat. Wenn es dort wiederum

00:28:02: zu Neuausrichtung kommt, haben die positive Rückwirkungen anderswo. Also es ist sehr

00:28:06: miteinander verzahnt. Und das zweite neben diesen politischen Prozessen ist das große Thema der

00:28:12: Bildung. Also da letzten Endes sind das Fragen der politischen Bildung, die auf vielen Ebenen stattfindet,

00:28:19: im öffentlichen Meinungsdiskurs, in den Schulen, in Projekten und so weiter. Und das sind Aktivitäten,

00:28:25: die eben deswegen sehr, sehr mühselig sind, auch wahnsinnig frustrierend für die Leute,

00:28:30: die dort aktiv sind, weil die immer das Gefühl haben, nur in kleinen Meinungsinseln zu arbeiten,

00:28:34: nur mit zehn Leuten zusammensitzt, die man vielleicht in einen Diskurs hat miteinander bringen

00:28:40: können. Aber darüber hinaus wirkt es wenig. Aber das sind die zwei Rezepte, die es gibt.

00:28:45: Stefan, vielen Dank, dass du uns ein bisschen mit in diese Komplexität genommen hast und ein paar

00:28:51: Dinge deutlicher gemacht hast, zumindest für mich. Und ich hoffe auch für alle, die zuhören.

00:28:56: Danke, ganz herzlich.

00:28:58: Journalismus trägt einen großen Teil dazu bei, wie Bürgerinnen im Libanon mit Krieg und Konflikt

00:29:08: umgehen. Bisher gibt es wenige journalistische Ansätze, die sich auf konstruktiven und deeskalierenden

00:29:15: Journalismus fokussieren. Wenn ihr schon mehrere Folgen von diesem Podcast gehört habt, dann wisst

00:29:20: ihr, dass wir ein Projektteam haben, die Fellows von Media for Peace, die an einem Projekt arbeiten,

00:29:26: was genau deeskalierenden Journalismus unterstützen soll. Sie möchten mehrere Konfliktparteien an

00:29:33: ein Tisch bringen und zum Dialog bewegen. Timur Schafik aus dem Team ist bei mir nun im Interview.

00:29:39: Er erklärt mir gleich, was es mit dem Ansatz des Design Fiction auf sich hat.

00:29:45: Das Media for Peace Update.

00:29:48: Hallo Timur, schön, dass du Zeit findest, uns im Podcast zu besuchen.

00:29:52: Hallo Sabrina, vielen Dank für die Einladung.

00:29:54: Mit dir möchte ich heute über die Methode von Design Fiction sprechen. Das ist eine Methode,

00:30:00: die ihr bei What If anwendet für alle, die das noch nie gehört haben. Was ist denn Design Fiction?

00:30:06: Es hört sich vielleicht erst mal komisch an, aber Design Fiction ist nicht dazu da,

00:30:11: Probleme zu lösen, sondern Probleme zu finden. Im Prinzip ist Design Fiction damit auch immer

00:30:17: Spekulation, bei der es darum geht, eine zukunft zu erschaffen, fiktive Zukunft,

00:30:22: die uns immer dabei helfen, in der Gegenwart in irgendeiner Art und Weise handlungsfähig zu bleiben.

00:30:28: Das Entscheidende bei Design Fiction dabei ist, dass es Objekte aus dieser Zukunft nutzt.

00:30:35: Ich beschreibe das auch immer ganz gerne als Archäologie aus der Zukunft.

00:30:39: Klassische Archäologie kräbt ja tatsächlich in der Vergangenheit und hält dann das Teil

00:30:45: aus dem Jahr 200 v. Chr. zum Beispiel in der Hand und fragt sich, was haben die Menschen damit

00:30:50: eigentlich gemacht, was haben die damit angestellt? Paroben haben sie das gemacht.

00:30:53: Im Design Fiction hältst du jetzt ein Objekt aus der Zukunft, sagen wir mal, aus dem Jahr 2031 in der Hand.

00:31:01: Das kann ein Möbelstück sein, dass seine Farbe, dem Raum oder der Stimmung der

00:31:06: Handwesen anpasst. Das kann aber auch zum Beispiel eine Skizze für eine soziale,

00:31:11: eine politische oder eine wirtschaftliche Idee sein, die von diesem Objekt aus der Zukunft inspiriert ist.

00:31:18: Und du fragst dich dann durch dieses Objekt, das muss eigentlich passieren,

00:31:22: damit diese Idee tatsächlich Realität wird, damit diese Idee tatsächlich umgesetzt wird.

00:31:28: Heißt, man kann und man sollte Design Fiction also durchaus auch groß denken,

00:31:34: muss nicht immer in Richtung 1984 von George Orwell gehen, obwohl der ja in dem Buch auch

00:31:41: den kompletten Überwachungsstaat geschaffen hat mit all seinen Artifakten, mit all den

00:31:45: Art Objekten aus der Zukunft, um uns im Prinzip davor zu warnen oder eine

00:31:51: gesellschaftliche Diskussion anzuregen. Was wollen wir eigentlich tun, damit wir in

00:31:55: dieser Zukunft nicht leben? 1984 ist natürlich Weltliteratur, gleichzeitig zeigt es aber auch,

00:32:01: dass Design Fiction auch Storytelling sein kann und eben auch Journalismus mit Geschichten

00:32:08: aus der Zukunft, die mittels um Zweck sind, um heute bessere Entscheidungen für die Zukunft

00:32:14: für morgen treffen zu können. Okay, also wenn ich das richtig verstanden habe,

00:32:18: zusammenfassend bleiben wir beim Beispiel 1984, dem Buch von George Orwell. In diesem Buch

00:32:24: beschreibt er immer wieder Situationen, zum Beispiel große Abbildungen an der Wand von einem

00:32:30: Menschen, der immer ein Appell macht oder es gibt so eine Morgenmotivation, wenn ich mich recht

00:32:37: erinnere, das beschreibt ja alles sehr bildlich und die Ableitung daraus ist. Wenn ich mir vorstelle,

00:32:43: ich hätte diesen Menschen aus diesem Buch, der diesen Morgenappell macht, dass ich das nicht

00:32:48: in der Zukunft haben möchte, sondern dass ich eine andere Art von Motivation, von Arbeitssituation

00:32:54: haben möchte und kann mir daraufhin vorstellen, was muss ich alles tun, damit eben diese Situation

00:33:01: nicht eintritt. Ist es so korrekt zusammengefasst? Genau und der Kernbegriff, den du gerade

00:33:07: genannt hast, ist Vorstellung und das versuchen wir bei What If und das bringen wir bei What

00:33:14: If mit Journalismus zusammen. Und das ist das spannende von Design Fiction, was es für uns

00:33:21: ausmacht, damit zu arbeiten, weil das Objekt aus der Zukunft, das kann völlig unterschiedliche Formen

00:33:26: annehmen. Das kann Formen annehmen, die du gerade beschrieben hast aus 1984, das kann aber auch

00:33:32: ein fiktiver Katalog sein, das kann ein Film sein, eine Anzeigesandte, das kann eine App sein, das

00:33:37: kann tatsächlich ein Objekt sein, es kann auch einfach ein Text sein, eine Jobausschreibung oder

00:33:42: ein Forschungspapier. Was diesen Objekten aus der Zukunft gemein ist, das ist, dass sie so tun,

00:33:49: als ob sie echt wären und dazu dienen und da komme ich auf, das was du gerade gesagt hast,

00:33:54: das Denking anzuregen, eine Vorstellung anzuregen und damit auch ein Dialog anzustoßen, eine

00:33:59: Diskussion anzustoßen, weil diese Objekte eben nicht total abgehoben sind. Design Fiction ist

00:34:04: kein Science Fiction, sondern weil sie tatsächlich machbar sind und auch nutzbar sind. Und dann wird

00:34:11: es eben für uns und für den Journalismus hochspannend, weil die Diskussion über diese Zukunft auch immer

00:34:17: einen Weg aufzeigt. Wie sieht das dann konkret bei euch aus, wenn ihr so ein Workshop macht? In unseren

00:34:24: Dialogen bei What If kommen Teilnehmer zusammen, die oft völlig unterschiedlicher Meinung sind und

00:34:30: die berufen sich ganz oft auf die Vergangenheit und jetzt bekommen sie über Design Fiction die

00:34:36: Möglichkeit, gemeinsam über die Zukunft nachzudenken. Also nicht über das Gestern und das Heute, wo sowieso

00:34:42: schon alles gelaufen ist und total verworben ist und total schwierig ist, sondern über das Morgen.

00:34:48: Die Herausforderung für uns bei What If ist es dabei natürlich, sie in diesem kreativen Design

00:34:53: Fiction Prozess zu führen. Wir müssen sie leiten, wir müssen sie an die Hand nehmen, ohne die Fakten

00:34:59: völlig außen vorzulassen. Und wenn wir das schaffen und das haben wir über unsere vergangenen

00:35:04: Dialoge immer wieder getestet und auch beweisen können, dann sind wir in der Lage, Lösungen für

00:35:09: die Zukunft aufzuzeigen und zu diskutieren und einen Weg dorthin aufzuzeigen. Weil das ist ja auch

00:35:15: das, was wir uns als Dialog Anbieter What If zur Aufgabe gemacht haben mit konstruktiven,

00:35:21: zukunftsgerichteten Dialogen, ein Beitrag zur Deeskalation in Krisen und Konfliktregionen

00:35:28: zu leisten. Und der erste Schritt dabei ist immer das Suchen und das Finden geeigneter Konflikthemen.

00:35:36: Natürlich, das sind im Idealfall für uns lösungsorientierte Themen, über die am Rand es

00:35:43: vielleicht auch schon berichtet wurde, die aber im Sinne eines konstruktiven Journalismus mehr

00:35:49: gehört werden müssen. Denn was ganz typisch ist für Krisen und Konfliktregionen ist der so genannte

00:35:53: Breaking News Cycle, also negative Nachrichten, die immer lauter und immer schneller gesteht werden.

00:35:58: Wir setzen in unseren Dialogen dann, die auch die unterschiedlichen Formate annehmen können auf

00:36:06: Teilnehmer, die immer Themenabhängig sind. Heißt, das sind tatsächlich vom Konflikt direkt

00:36:11: betroffenen. Das sind aber auch externen Konfliktexperten. Es ist immer ein Moderator,

00:36:15: eine Moderatorin und immer ein Journalist in ein Journalist. Und der Dialog wird dann über

00:36:21: eine konstruktive Design-Fiction-Frage eröffnet. Was wäre denn, was ist? Dann durch unterschiedliche

00:36:28: Methoden strukturiert und durch den Moderatorin geleitet, mit dem Ziel Ideen und Perspektiven

00:36:35: für eben diese eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. Aktuelles Beispiel, wenn ich das nennen darf,

00:36:41: ist ein, war ein afghanes Dialog, der es ermöglicht hat, Politikerinnen mit Aktivistinnen,

00:36:49: mit Journalistinnen mit in Anführungsstrichen normal Bürgerrennen zusammenzubringen und

00:36:55: eine zukünftige inklusive afghanische Regierung zu entwickeln und zu durchdenken. Hochkontrovers,

00:37:01: weil sich da ganz schnell abgezeichnet hat, okay, die einen gehen ganz konkret in die Richtung

00:37:05: einer Zukunft mit den Taliban, in dem Beispiel die anderen in eine Richtung einer Zukunft ohne

00:37:11: die Taliban. Also völlig unterschiedlichste Zukunftsideen, die wir dann in Form klassischer

00:37:16: journalistischer Artikel erarbeitet und vertieft haben. Weil wir hier Design-Fiction immer

00:37:21: auch als Werkzeug verstehen, dass eben neue Perspektiven und Lösungen eröffnet,

00:37:25: das über Objekte arbeitet, wie in dem Fall zum Beispiel ein Zehn-Punkte-Plan für genau

00:37:30: dieses Erreichen einer zukünftigen inklusive afghanischen Regierung und die dann über

00:37:35: konstruktiven Journalismus heraus veröffentlicht werden. Also wenn ich das richtig verstanden

00:37:41: habe, dann habt ihr die verschiedenen Akteure, Akteurinnen an einen Tisch gebracht, die total

00:37:46: unterschiedliche Ansichten hatten über die Zukunft von Afghanistan, einmal mit den Taliban,

00:37:52: einmal ohne den Taliban und wahrscheinlich irgendwie noch dazwischen. Und diese haben

00:37:57: dann zusammen dieses Artifakt erstellt, diesen Zehn-Punkte-Plan für eine zukünftige Regierung.

00:38:03: Wichtig ist dabei zu sagen, es ist fiktiv. Also es ist kein konkreter Plan, sondern es ist eine

00:38:10: fiktive Zehn-Punkte-Plan, der die verschiedenen Ansichten Perspektiven der Teilnehmerinnen

00:38:17: abbildet. Ist das so richtig zusammengefasst? Das ist völlig richtig zusammengefasst. Wir haben

00:38:22: aber den Dialog nicht mit diesem Artifakt begonnen. Also wir haben den Zehn-Punkte-Plan nicht in den

00:38:27: Dialog sofort reingeworfen, um ihn so offen wie möglich zu halten, die Diskussion so offen

00:38:33: wie möglich zu halten und nicht von vornherein einzuschränken. Das heißt, wir haben den Design-Fiction-Prozess

00:38:38: eigentlich umgedreht mit einer offenen "Was wäre, wenn?" Frage reingegangen und haben dann für uns

00:38:44: ein Team nach dem Dialog und in der Ausarbeitung der journalistischen Inhalte dann diesen Zehn-Punkte-Plan

00:38:51: entwickelt. Und was ist nun das Spannende für den Journalismus? Was gewinnt man dadurch oder was

00:38:58: ist dadurch anders, als wenn man eine klassische Gesprächsrunde machen würde? Wir sehen darin,

00:39:05: in dieser "Was wäre, wenn?" Frage enorme Potenziale, weil wir dieses gemeinsame Nachdenken, das hast

00:39:11: du ja eingangs auch gesagt, die Vorstellungskraft anregen, ohne großartig in eine Science-Fiction-Ecke

00:39:19: abzurutschen. Also wir denken nicht über das Gestern und das Heute-Nach, wo wir Schwierigkeiten

00:39:26: überwinden müssen, wo wir uns festhalten und verbeißen in Schwierigkeiten, sondern tatsächlich

00:39:31: über den Kreativ-Prozess-Design-Fiction über das Morgen und die einzelnen Schritte, die um in

00:39:37: diese erstredenswerte Zukunft zu gelangen, zu gehen und gehen zu können. Und das ist natürlich

00:39:44: für den Journalismus vielleicht nicht in der gesamten Kette der Schritte interessant, aber sich

00:39:48: einzelne Punkte dort rauszupicken und sozusagen das schaue ich mal genauer hin, was das bedeutet für

00:39:54: ein Afghanistan-2035 oder ein Afghanistan-2030, welche Schritte tatsächlich begannen werden müssen.

00:40:01: Das macht es natürlich hoch interessant, weil du dann auch sehr konkret werden kannst und dann

00:40:06: dann okay. Die Institutionen, die es im Moment gibt in dem Land, funktionieren so nicht, weil

00:40:12: XY um sie zum Funktionieren zu bringen, müsste man diese und jene Stellschrauben drehen und aktiv

00:40:20: werden, wie in den verschiedenen Bereichen. Und würden aus diesen Themen dann wieder

00:40:24: journalistische Artikel entstehen oder journalistische Publikationen oder bleibt es dann in diesem

00:40:30: Workshop? Nein, um Gottes Willen, das ist ja genau der, wir wollen ja den lösungsorientierten

00:40:35: Ansatz, den es auch schon gibt. Es gibt ja auch schon in Afghanistan Stimmen, die diese inklusive

00:40:42: Regierung diskutieren, aber die sind so leise, die werden nicht gehört, die wir lauter machen wollen.

00:40:46: Und das ist genau unser Ansinnen über diese Impulse, über diese Inspirationen, Journalisten

00:40:52: auch zu inspirieren, sich das genauer anzuschauen und darüber zu berichten. Wir als WOTIF, wir

00:40:58: bereiten quasi die Bühne für diesen konstruktiven Journalismus und für die Lidde mit den Weg,

00:41:02: den wir über die Seinfektion aufzeigen und laden Journalistinnen dazu ein, diese Bühne zu nutzen,

00:41:07: um natürlich dann weiterhin die Tiere zu recherchieren und zu produzieren. Du hast eben erwähnt,

00:41:14: dass es schon ein Ansatz von konstruktiven deeskalierenden Journalismus auch in diesen Krisenregionen

00:41:21: gibt. Am Beispiel Afghanistan haben wir das jetzt besprochen. Anderes Fokusland ist Libanon,

00:41:26: da hatte ich eben im vorherigen Interview auch schon darüber gesprochen, dass dort auch ein hoher

00:41:33: Bayes in den Medienunternehmen ist, dass da viele Perspektiven sind, die in die Berichterstattung

00:41:39: einfließen und je nachdem, welches Medium man konsumiert, hat man eben auch diese Perspektive

00:41:46: inne. Denkst du denn, dass mit Design Fiction diese sehr einseitigen Perspektiven aufgelöst

00:41:51: werden können? Ich glaube, Design Fiction ist ein sehr guter Ansatz, um interdisziplinäres Arbeiten

00:42:02: in Medien, in Redaktion Teams zu stärken und interdisziplinäres Arbeiten in Medien ist

00:42:10: ja generell ein Schlüssel, nicht nur in Libanon, in Afghanistan, sondern überall, aber dort

00:42:15: sicherlich noch mehr. Und so wie du in guten redaktionellen Teams das größt möglichen

00:42:24: Maß an Diversität in den Hollen, in den Personen, in den Kenntnissen überleisten solltest,

00:42:30: braucht es das auch im konstruktiven, im Lösungsgerichteten Journalismus. Heißt du hast quasi durch

00:42:37: Design Fiction eine Zielvorstellung, ich bin wieder in der zukunftsgerichteten Denkweise,

00:42:43: eine Zielvorstellung, die ein heutiges Problem löst und das Problem wird begleitet von Journalisten,

00:42:52: von Artdirektoren, von Multimedia, Künstlerinnen, von Zukunftsdenkern. Vielleicht ist da auch

00:42:59: mein Science Fiction Autor dabei, aber die spielen allen eine wichtige Rolle in dem

00:43:03: Prozess, weil erst durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit sind möglich Geschichten

00:43:08: dann auch tatsächlich konstruktiv, facettenreich und auch dann über die verschiedenen Medien

00:43:13: hinweg ansprechen zu produzieren und zu bestalten.

00:43:17: Aus deiner Antwort schließe ich jetzt, dass das eine, was man für den Design Fiction Ansatz

00:43:24: braucht im Journalismus, interdisziplinäre Teams sind. Gibt es denn sonst noch etwas,

00:43:29: so du sagst, das ist für den redaktionellen Workflows sehr, sehr wichtig?

00:43:34: Ja, nicht abzuleben und sich immer dessen bewusst sein, ich wiederhole mich, aber dass wir

00:43:41: nicht im Science Fiction sind, wir sind im Design Fiction, das heißt wir gehen tatsächlich

00:43:46: in eine mürfige Zukunft, nicht in eine abgehobene Zukunft und das muss mir als Journalistin

00:43:52: immer klar sein, dass ich das ganze Zukunftsdenken auch mit Daten, mit Fakten, mit Beweisen belegen

00:43:59: muss. Ansonsten kann es durchaus auch angreifbar werden und wird sehr schnell zur Spekulation

00:44:06: abgestempelt, was es nicht ist und was es auch nicht sein soll.

00:44:10: Wie geht es jetzt bei euch weiter im Team bei den Media for Peace Fellows? Was steht als

00:44:16: nächstes an?

00:44:17: Testen, wir sind immer am Testen, wir werden nie aufhören zu testen, wir testen unterschiedlichste

00:44:24: Dialogformate, wir testen unterschiedlichste Teamzusammensetzung in den Dialogen, haben

00:44:32: einen klaren Themenplan für das nächste Jahr aufgesetzt, werden weiter in Kooperationen

00:44:39: gehen, werden weiter in den Ausbau unserer Plattform gehen, werden weiter in unterschiedlichsten

00:44:47: journalistischen Formaten auch denken wollen und müssen, heißt was produzieren wir aus

00:44:53: dem Dialogen hinaus, ist es dafällig nur ein, das sind Anführungsstrichen, nur ein zukunftsgerichteter

00:45:01: konstruktiver Artikel. Was können wir noch machen? Also wir spielen mit den Möglichkeiten,

00:45:07: die uns gegebenen extrem gerne und extrem viel, immer vor dem Hinterwund, dass wir unser

00:45:13: Produkt, unser Proof of Concept stärken und weiterentwickeln. An der einen oder anderen

00:45:19: Stellschrauber auch drehen Dinge, erkennen die nicht funktionieren, dafür andere, die

00:45:23: dann umso besser funktionieren und in das Projekt und in das Produkt passen.

00:45:27: Vielen Dank, Timur, dass wir ein bisschen hinter die Kulissen schauen durften bei euch.

00:45:32: Danke, Jessica Wiener, hat viel Spaß gemacht. Vielen Dank.

00:45:35: Hier im Podcast werden wir weiter verfolgen, wie die Verschmelzung von Designfiction und

00:45:43: Journalismus zu einem deeskalierenden, friedensfördernden Journalismus beitragen kann. Einfach jetzt

00:45:49: diesem Podcast folgen und immer anhören, wenn du Lust hast, weil das ist ein Podcast,

00:45:54: das heißt wir hören uns wieder, wann immer, wo immer und wie immer du willst.

00:45:59: Media for Peace, der Podcast für friedensorientierten Journalismus. Eine Produktion des Media Lab Bayern.

00:46:09: Media for Peace ist eine Kooperation mit dem DTEC BW, Zentrum für Digitalisierungs- und

00:46:15: Technologieforschung der Bundeswehr und der Universität der Bundeswehr München.

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00:46:24: [nur staatlich]

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