Media for Peace #18 Internationale Organisationen und Journalismus
Shownotes
Warum internationale Organisationen, insbesondere in Krisengebieten, für den Journalismus von entscheidender Bedeutung sind und wie sie mit der Förderung von unabhängigem Journalismus in Einklang stehen, das besprechen wir heute gemeinsam mit Prof. Dr. Judith Pies. Sie war u.a. in einer Projektgruppe, die bei der Reformierung des Mediengesetztes im Libanon unterstützt.
"Organisationen unterstützen eine vielfältige Medienlandschaft, stellen Infrastruktur zu Verfügung und helfen bei der Professionalisierung - und nehmen keinen direkten Einfluss auf den journalistischen Inhalt"
Weiterführende Folgen:
Media for Peace #6 Transparenz als journalistisches Gut zu Abhängigkeiten im Journalismus Antoni Barakat (Naqd Politics) über alternative Medien
Media for Peace #5 Fake News mit Prof. Dr. Christoph Neuberger über Desinformation
Das ist Media for Peace. Der Podcast auf den Spuren des peace-oriented Journalismus. Eine Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München und von DTEC.BW – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr.
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00:00:00: Journalismus der Frieden ermöglicht.
00:00:05: Das ist Media for Peace, ein Podcast des Media Lab Bayern.
00:00:12: Herzlich willkommen bei der neuen Folge von Media for Peace.
00:00:16: Ich bin deine Host Sabrina Harper und erst einmal ein herzliches Danke an dich, dich und
00:00:22: dich.
00:00:23: Ihr habt mir nämlich geschrieben und ich freue mich total, dass Peace-Oriented Journalism
00:00:28: und dieses ganze Thema Media for Peace euer Nerv trifft.
00:00:32: Ich hoffe, heute kann ich dem wieder gerecht werden.
00:00:35: Ich habe ein ziemlich spezielles Thema dabei, bei dem man im ersten Moment vielleicht denkt,
00:00:41: wie passt das hier rein?
00:00:43: So viel vorab?
00:00:44: Es passt sehr gut hier rein und am Ende dieser Folge weißt du definitiv warum.
00:00:49: Es geht heute um internationale Organisationen.
00:00:54: Da denkt man vielleicht an die UNESCO oder vielleicht mal an Stiftungen.
00:00:58: Da gibt es aber vieles, vieles mehr.
00:01:01: Warum solche Organisationen für den Journalismus gerade in Krisengebieten wichtig sind und
00:01:07: wie das mit einem unabhängigen Journalismus vereinbar ist, das frage ich meine heutige
00:01:13: Gesprächspartnerin, nämlich Judith Peace.
00:01:16: Sie ist Kommunikationswissenschaftlerin, war in der Männerregion tätig, also im mittleren
00:01:21: Osten und Nordafrika und ist unter anderem Professorin an der Hochschule für Medien
00:01:27: in Stuttgart.
00:01:28: Wie internationale Organisationen und Journalismus zusammenhängen, das besprechen wir jetzt.
00:01:35: Media for Peace Insights
00:01:38: Hallo Judith, so schön, dass du bei mir im Podcast bist.
00:01:41: Hallo Sabrina, schön, dass ich dabei sein darf.
00:01:44: Wir wollen heute über internationale Organisationen sprechen und wie diese Einfluss haben,
00:01:51: um auf Konflikt und Krisengebiete und auch im Hinblick auf den Journalismus.
00:01:56: Da wurde mir gesagt, bist du die richtige Ansprechpartnerin, vielleicht nochmal ein,
00:02:01: zwei Worte zu deinem Background.
00:02:03: Gerne.
00:02:04: Ja, ich bin Promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, habe journalistisch gearbeitet und in internationalen
00:02:10: Medienprojekten mitgearbeitet.
00:02:12: Seit 2018 habe ich mich dann selbstständig gemacht mit einer Organisation für wissenschaftliche
00:02:18: Beratung.
00:02:19: Medienkompetenz international heißt die und in einigen Tagen werde ich dann auch als
00:02:25: Professorin für Journalismus an der Hochschule der Medien in Stuttgart starten.
00:02:28: Ich habe also einen wissenschaftlichen und praktischen Hintergrund und außerdem auch
00:02:34: nach einer regionale Expertise in der sogenannten MENA-Region.
00:02:38: MENA ist die Abkürzung für Middle East und North Africa und besonders intensiv habe ich
00:02:44: mich damit im Libanon beschäftigt und beratet deshalb auch das Forschungspunkt.
00:02:48: Und Entwicklungsprojekt, Media for Peace.
00:02:51: Ich würde mal im Allgemeinen beginnen, damit jeder und jede, die uns zuhört und zuhören
00:02:57: folgen können, warum ich mir genau dieses Thema ausgesucht habe.
00:03:02: Wenn man erst mal bedenkt, internationale Organisationen, das klingt ja sehr theoretisch.
00:03:08: Was machen die denn da genau und was hat das Ganze auch mit Journalismus zu tun?
00:03:13: Ja, ich glaube, da muss ich ein bisschen weiter ausholen.
00:03:16: Sehr gerne.
00:03:17: Und Zeit.
00:03:18: Ja, erst mal müssen wir glaube ich unterscheiden, über welche Organisationen wir denn eigentlich
00:03:23: sprechen, wenn wir über internationale Organisationen sprechen.
00:03:27: Und dann müssen wir im zweiten Schritt auch nochmal darüber sprechen, was die denn eigentlich
00:03:30: in Konfliktgebieten machen.
00:03:32: Wir haben die sogenannten supranationalen Organisationen, wie zum Beispiel die UN, also
00:03:39: die Vereinten Nationen, die den meisten Hörerinnen und Hörern wahrscheinlich auch bekannt sind,
00:03:45: durch so Einsätze wie die Blauhelm-Missionen, Friedensmissionen.
00:03:49: Die UN hat dann wiederum Unterorganisationen, wie beispielsweise die UNESCO, die auch viel
00:03:55: im Bereich Medien und Journalismus macht und allgemein ja auch für Bildung und Kultur
00:04:00: international unterstützt.
00:04:02: Dann haben wir andere Akteure, wie die EU beispielsweise, die aktiv ist und über die Finanzierung
00:04:09: von Projektenkonflikte eben versucht zu entschärfen.
00:04:14: Wir haben Regierungen, die weltweit ebenfalls Projekte unterstützen in Konfliktregionen.
00:04:21: Und daneben gibt es dann noch Stiftungen, die von Unternehmen reichen Einzelpersonen
00:04:27: oder wie in Deutschland von den Parteien gegründet werden und sich auch für gesellschaftliche
00:04:32: Belange einsetzen.
00:04:34: Auch die geben dann Geld, um Projekte zu ermöglichen, die in Konfliktgebieten die Situation verbessern.
00:04:44: Ganz kurz möchte ich da reinspringen.
00:04:46: Da müssen wir auch unterscheiden, es gibt Institutionen, die Geld geben und es gibt
00:04:51: Institutionen, die vor Ort Dinge machen.
00:04:54: Genau, das wäre mein nächster Schritt gewesen.
00:04:56: Das sind so, also wenn ich jetzt gesprochen habe, dass sind die Geldgeber so, wenn wir
00:05:01: es mal abkürzen wollen.
00:05:02: Und dann gibt es die, in der Wissenschaft auch die Mittlerorganisationen genannt, das sind
00:05:09: die Organisationen, die dann Projekte planen, Maßnahmen dann auch in die Wege leiten und
00:05:16: dann mit Kooperationspartnern vor Ort in den Konfliktregionen auch zusammenarbeiten.
00:05:23: Auch da gibt es wieder ganz unterschiedliche Organisationen.
00:05:27: Das hängt auch davon ab, in welchem Landwirt jetzt gerade befinden in den USA gibt es zum
00:05:31: Beispiel die USAID.
00:05:33: Das ist eine Institution, die staatlich auch finanziert wird und da sehr viel aktiv ist.
00:05:39: In anderen Ländern wie in Deutschland beispielsweise finanzieren zum Teil die Ministerium für
00:05:45: Entwicklungshilfe oder auch fürs auswärtige Amt Projekte und damit dann eben diese Mittlerorganisationen,
00:05:52: die dann die Arbeit vor Ort machen.
00:05:55: Also wir unterscheiden quasi zwischen den Geldgeberorganisationen und den Mittlerorganisationen.
00:06:02: Und beide Akteursgruppen sind sehr, sehr unterschiedlich, sehr heterogen.
00:06:07: Also da gibt es verschiedene Arten, wie die organisiert sind.
00:06:11: Die haben natürlich auch ganz unterschiedliche Ziele und ganz unterschiedliche Betätigungsfelder
00:06:16: auch, in denen sie unterwegs sind.
00:06:19: Und wenn wir da nochmal tiefer reingehen und nur den Aspekt Journalismus anschauen, kannst
00:06:26: du noch mal ein bisschen uns abholen, wie Organisationen und Journalismus jetzt etwas
00:06:32: damit zu tun haben.
00:06:33: Denn ich kann mir vorstellen, dass viele, die jetzt zuhören, denken, nun ja gut, man
00:06:38: gibt Geld aus für Infrastruktur vielleicht oder für Stellen, wo man sich über etwas informieren
00:06:46: kann oder was die Leute weiterbringt.
00:06:48: Die haben doch alle ihren eigenen Journalismus.
00:06:52: Du meinst jetzt den eigenen Journalismus in den Konfliktregionen?
00:06:55: Ja, genau.
00:06:56: Das ist total richtig.
00:06:57: Und ich glaube, es ist auch wichtig nochmal zu erwähnen, dass die internationalen Organisationen
00:07:05: jetzt nicht so arbeiten, dass sie ihre eigenen Medien installieren und sie versuchen dann
00:07:12: in den Konfliktländern Journalismus zu machen.
00:07:15: So kann man sich das nicht vorstellen.
00:07:16: Wir müssen glaube ich nochmal ein bisschen aussuchen.
00:07:19: Also die Medien haben ja ganz generell in der Gesellschaft eine wichtige Funktion.
00:07:24: Sie ermöglichen den Austausch zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft, sie informieren,
00:07:29: sie tragen so Meinungsbildungen bei und das ist in allen Ländern so auch in Konfliktregionen.
00:07:34: Allerdings insbesondere in bewaffneten Konflikten kommen da natürlich nochmal den Medien eine
00:07:40: besondere Stellung bei.
00:07:42: Da habt ihr ja auch schon das öfteren drüber gesprochen im Media for Peace Podcast.
00:07:47: Es ist natürlich besonders fatal, wenn Falschnachrichten sich verbreiten oder eben Medienorganisationen
00:07:55: als Sprachrohre von einzelnen Konfliktparteien agieren.
00:07:59: Dadurch können sie eine sehr negativen Rolle in so einem Konflikt einnehmen.
00:08:05: Aber gleichzeitig können sie natürlich auch eine positive Rolle spielen.
00:08:10: Sie können zum Beispiel über Straßensperren informieren, so dass die Bevölkerung diese
00:08:14: dann umgehen kann.
00:08:16: Oder sie können Überlösungen von Konflikten berichten oder die Probleme von bestimmten
00:08:22: Bevölkerungen sichtbar machen.
00:08:24: Also sie können sowohl eine positive als auch eine negative Rolle spielen und haben zugleich
00:08:29: aber auch besondere Herausforderungen.
00:08:32: Und dazu gehört eben die Sicherheit des Personals.
00:08:36: Dazu gehört die Zugänglichkeit zu Informationen, die in Konflikten oft besonders schwierig ist.
00:08:44: Es gibt natürlich auch immer die Problematik, dass Propaganda eine große Rolle spielt,
00:08:50: Einflussnahmeversuche und dass da natürlich eine erhöhte Sensibilität gewährt werden
00:08:56: muss.
00:08:57: So, jetzt gibt es dann auch noch Probleme, die die Infrastruktur betreffen.
00:09:01: Zum Beispiel kann es sein, dass es keinen Strom gibt, keinen Zugang zum Internet, das
00:09:06: erschwert die Arbeit vor Ort natürlich enorm.
00:09:09: Und an diesen Punkten, also das sind nicht mal alle, ich habe jetzt nur ein paar rausgegriffen,
00:09:14: aber an diesen Punkten kommen dann internationale Organisationen ins Spiel.
00:09:20: Die versuchen eben diese Herausforderungen, diese besonderen Herausforderungen abzufedern
00:09:27: und Medienorganisationen vor Ort auch zu ermöglichen, diese Herausforderungen anzugehen.
00:09:34: Das ist vielleicht erstmal so zum Einstieg der Link zu den Medien.
00:09:39: Vielen Dank.
00:09:40: Also für alle, die mehr darüber erfahren möchten, zum Beispiel welche Rolle Fake News
00:09:46: spielen können, da empfehle ich euch die Folge mit Christoph Neuberger, verlinke ich natürlich
00:09:51: in den Show Notes.
00:09:52: Und ich packe noch ein paar andere Folgen dazu, die interessant sein könnten in diesem
00:09:56: Kontext.
00:09:57: Findet ihr alles in den Show Notes selbstverständlich?
00:09:59: Judith, du hast es jetzt schon ganz schön skizziert.
00:10:02: Können wir da mal ins Detail gehen?
00:10:05: Wie stelle ich mir das jetzt vor?
00:10:07: Da ist jetzt eine internationale Organisation, welche auch immer und die greift jetzt ein
00:10:15: in so einem Konfliktgebiet, zum Beispiel im Libanon.
00:10:18: Du sagst das jetzt der Stromfeld aus.
00:10:20: Kommt dann diese Organisation und baut deine Stromleitung hin oder was bedeutet das jetzt
00:10:24: konkret?
00:10:25: Nee, also das im Libanon nicht.
00:10:28: Also dafür ist das Problem mit dem Strom im Libanon viel zu komplex und auch ja einfach
00:10:34: noch eine staatliche Aufgabe und Länder wie den Libanon verbitten sich zum Teil natürlich
00:10:42: auch das Eingreifen in ihre staatlichen, ihre eigenen staatlichen Aufgaben.
00:10:49: So, das ist jetzt nicht der Punkt, wo Organisationen für Medien im Libanon relevant werden.
00:10:56: Ich glaube für den Libanon, ich kann es ja vielleicht einfach mal an einem Beispiel machen.
00:11:00: Ich bin noch in einem anderen Projekt im Libanon aktiv und da finanziert die EU beispielsweise,
00:11:07: die finanziert generell Projekte weltweit in sogenannten Drittstaaten.
00:11:12: Das sind Länder, die nicht zur EU gehören und das Ziel dieser Finanzierung ist, dass
00:11:20: zum Beispiel der Dialog zwischen Ländern gefördert wird, dass die Menschenrechte gestärkt werden,
00:11:26: dass Armut bekämpft wird oder die Rechtsstaatlichkeit gestärkt wird, weil Rechtsstaatlichkeit ist
00:11:31: ein Problem in Konfliktstaaten und insbesondere im Libanon auch.
00:11:37: Und jetzt können sich Organisationen aus der EU für diese Gelder aus dem EU-Topf bewerben
00:11:44: und Projekte vorschlagen, die Ziele verfolgen, die eben die genannten Punkte unterstützen.
00:11:50: Und da arbeite ich jetzt zum Beispiel in einem Projekt zusammen mit dem Media and Journalism
00:11:56: Research Center, die in Spanien sitzen und die zusammen mit zwei Organisationen im Libanon
00:12:03: nämlich mit Marat und Legal Agenda zusammen ein Projekt aufgesetzt haben, um das Mediengesetz
00:12:11: im Libanon zu reformieren.
00:12:13: Das ist nämlich schon sehr alt, das stammt aus den 50er Jahren und ist unbedingt reformbedürftig,
00:12:20: damit Journalistinnen und Journalisten besser geschützt sind vor dem Einfluss von Politikern
00:12:26: und vor dem Problem, dass sie vor Gericht gezogen werden für unliebsame Berichterstattungen,
00:12:32: um das so auszudrücken.
00:12:33: Die Marat und Legal Agenda, diese beiden Organisationen vor Ort, die haben sich eben zum Ziel gesetzt,
00:12:40: die Mediengesetzgebung zu reformieren und haben mit Media and Journalism Research Center
00:12:47: in Spanien zusammen dieses Projekt aufgesetzt, damit sie neuen Input bekommen, wie machen
00:12:53: das Länder in der EU denn?
00:12:55: Wie schützen die Journalistinnen und Journalisten besser vor ungerechtfertigten Klagen?
00:13:00: Das ist so ein Punkt, an dem wir jetzt zum Beispiel gerade arbeiten, wir stellen dann
00:13:05: Informationen zur Verfügung, wie funktioniert das denn in EU-Ländern, wie ist die Gesetzgebung,
00:13:13: was gibt es für Organisationen, die unterstützen und die helfen und mit diesem Input wiederum
00:13:20: arbeiten dann die Organisationen vor Ort, um die Lage in ihrem Land zu verbessern?
00:13:26: Also wenn wir das zusammenfassen, sind da Institutionen, die quasi schauen, wo liegen
00:13:32: Herausforderungen für den Journalismus vor Ort, das kann zum Beispiel die Gesetzeslage
00:13:37: sein und überlegen sich, wie kann man jetzt dieses Mediengesetz reformieren, holen sich
00:13:42: Input aus anderen Ländern und geben diese Informationen quasi in dem Fall in den Libanon
00:13:49: rein, dass der Libanon aus sich heraus dieses Mediengesetz reformieren kann.
00:13:54: Hab ich das richtig verstanden?
00:13:55: Ganz genau, ganz genau.
00:13:57: Also wir haben uns dann zusammengesetzt in verschiedenen Workshops, da waren Vertreterinnen
00:14:01: und Vertreter aus Journalistenorganisationen dabei, da waren Politikerinnen und Politiker,
00:14:07: also Mitglieder des Parlaments dabei, die sich für das Thema interessieren, da waren
00:14:13: Organisationen und Verbände dabei und da haben wir bestimmte Dinge einfach diskutiert.
00:14:17: Die libanesischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ihre Fragen gestellt und wir haben gesagt,
00:14:23: so wie das in den EU-Ländern gemacht wird und da ist ein Dialog entstanden und die Idee
00:14:29: ist jetzt, dass das eben ins Parlament getragen wird und dort wieder auf die politische Agenda
00:14:35: gehoben wird, diese Medienreform.
00:14:37: Dann ist das ja vergleichbar zu Deutschland im Sinne von, dass quasi nicht direkt eingegriffen
00:14:46: wird in den Journalismus, sondern indirekt.
00:14:49: Könnte man das so vergleichen?
00:14:51: Ja, kann man schon sagen, also dass direkt eingegriffen wird jetzt in die Berichterstattung
00:14:56: kommt sehr selten vor.
00:14:58: Das wollen auch die Organisationen ja nicht vor Ort.
00:15:01: Sie wollen sich ja nicht bestimmen lassen von außen über was sie berichten.
00:15:06: Aber sie sehen natürlich schon gewisse Herausforderungen und sehen die Möglichkeit auch mit den internationalen
00:15:11: Organisationen und dem Geld, vor allen Dingen was die geben und der Infrastruktur, dem Netzwerk,
00:15:18: ihre Lage vor Ort zu verbessern.
00:15:20: Auch wenn es indirekt ist, wird doch aber irgendwie eine Abhängigkeit geschaffen.
00:15:25: Also ich war ja auch im Libanon vor Ort und ich habe auch mit einigen Journalisten, Journalistinnen
00:15:30: gesprochen und auch was du erwähnt hast, eben der Zugang zu Informationen zum Beispiel
00:15:35: ist teilweise sehr schwer oder eben es mangelt an Infrastruktur.
00:15:40: Und wenn ich diese Aspekte vorbereite oder ermögliche, dann ist doch schon eine gewisse
00:15:46: Abhängigkeit auch von mir da.
00:15:48: Vielleicht kannst du uns da noch mal ein bisschen abholen, inwieweit teilen diese internationalen
00:15:55: Organisationen den Journalismus ermöglichen per se.
00:15:59: Ich würde nicht sagen, dass sie den Journalismus per se ermöglichen.
00:16:05: Es gibt ja, wie du einen Gang schon gesagt hast, es gibt ja Journalismus in den Ländern
00:16:10: auch.
00:16:11: Das Problem im Libanon, da kann man es glaube ich ganz gut dran festmachen, ist, dass das
00:16:16: Mediensystem im Libanon so organisiert ist, dass die Konfliktparteien, die sich während
00:16:22: des 15-jährigen Bürgerkriegs entwickelt haben, dass die sozusagen immer noch das Mediensystem
00:16:29: dominieren.
00:16:30: Sie finanzieren, besitzen oder beeinflussen zum Teil die Berichterstattung über ihre
00:16:39: Medienorganisation, zum Beispiel die Fernsehsender.
00:16:41: Da habt ihr ja auch glaube ich schon darüber gesprochen im Podcast.
00:16:45: Ganz genau verlinke ich auch in den Show Notes die sogenannten traditionellen Medien, sind
00:16:50: das.
00:16:51: Genau, also es gibt diesen Journalismus, aber er ist in den Augen einiger Bevölkerungsgruppen
00:16:59: eben dysfunktional, weil er diese Konfliktlinien weiter aufrecht erhält.
00:17:04: Medienorganisationen, die sich dem entgegenstellen wollen, haben es sehr schwer, weil sie nicht
00:17:11: die finanzielle Rückendeckung haben wie andere Medien.
00:17:14: An der Stelle springen jetzt internationale Organisationen ein, die finanzieren dann zum
00:17:21: Teil eben Medienorganisationen, denen dieser Rückhalt fehlt.
00:17:26: Das verursacht natürlich schon in einer gewissen Weise Abhängigkeiten, weil diese neuen Medien
00:17:34: oder alternativen Medien, sie selber nennen sich gerne unabhängige Medien, natürlich
00:17:40: schwierig existieren könnten, wenn sie diese Finanzierung von internationalen Organisationen
00:17:45: nicht hätten.
00:17:46: Jetzt ist denen das aber schon auch klar, dass sie sich in gewisse finanzielle Abhängigkeiten
00:17:52: begeben.
00:17:53: Deshalb machen das viele Medienorganisationen so, dass sie sich verschiedene Geldgeber suchen,
00:18:00: dass sie also verschiedene Mix haben an finanziellen Ressourcen, um sich dieser Abhängigkeit
00:18:08: so ein bisschen davon frei zu machen.
00:18:10: Aber man kann natürlich nicht leugnen, dass diese Gelder zentral sind für die Etablierungen
00:18:17: und auch für das Funktionieren dieser Medienorganisationen, dass das auf lange Sicht
00:18:22: natürlich schon zum Problem werden kann, wenn es keine Finanzierungsmöglichkeiten gibt,
00:18:27: die sie davon unabhängig machen. Und das ist nun in Konfliktregionen häufig besonders
00:18:34: schwierig, weil so die klassischen Finanzierungsmodelle wie Abo oder Crowdfunding oder sowas
00:18:41: nicht funktionieren, weil die Menschen vor Ort einfach nicht ausreichend Geld haben, um das
00:18:46: da rein zu investieren. Also von daher, die Infrastruktur für Medien ist da, aber für
00:18:53: andere Stimmen, die sich jetzt noch nicht so etabliert haben, ist die Lage natürlich schwierig
00:18:59: und die machen sich anfangs natürlich schon in einer gewissen Weise abhängig, versuchen das
00:19:03: aber zu kontrollieren, indem sie möglichst viele Geldgeber haben. Bei Media for Peace geht es ja
00:19:13: um deeskalierenden Journalismus. Abgesehen von diesem Podcast, das ganze Media for Peace drumherum,
00:19:20: ist ja auch eine Art Versuch, den Journalismus im Libanon und im Afghanistan voranzubekommen,
00:19:26: mit dem Fokus deeskalierend zu wirken in diesen Konfliktregionen. Das ist ja ein anderer Ansatzpunkt,
00:19:33: als finanziellen Rückhalt zu geben. Inwiefern spielen internationale Organisationen denn in
00:19:40: diesem Kontext eine Rolle, um mehr deeskalation in Krisengebiete zu bekommen? Also es gibt verschiedene
00:19:47: Ansätze. Wir haben jetzt viel über die Infrastruktur und die Finanzierung auch gesprochen, aber
00:19:52: internationale Organisationen sind auch sehr viel aktiv in Bereichen, wo es darum geht, neue
00:19:59: Berichterstattungsformen auszuprobieren, Ausbildungsmöglichkeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten
00:20:07: zu geben. Und wenn ich da jetzt wieder auf den Libanon zurück komme, da gibt es ja auch die
00:20:11: Organisation Media and Peace, die zum Beispiel so friedensjournalistische Aus- und Weiterbildung
00:20:19: fördert und unterstützt und damit natürlich schon auch so einen deeskalierenden Ansatz
00:20:25: verfolgt. Ich glaube, es gibt natürlich schon auch Organisationen, die jetzt nicht so direkt Medien
00:20:32: oder Journalismus unterstützen, sondern tatsächlich eher solche Dialogformate anbieten. Ich denke
00:20:39: jetzt zum Beispiel an die Berghoff Foundation im Libanon, die eben auch so die verschiedenen
00:20:45: Konfliktparteien in Dialogen, in Diskussionsrunden versuchen zusammenzubringen, um Lösungen aufzuzeigen.
00:20:53: Das hat jetzt natürlich erst mal direkt nichts mit Journalismus zu tun, sondern tatsächlich eher so
00:20:58: mit so einem Dialogansatz und eine Konfliktkommunikation. Das kann man natürlich aber ganz gut
00:21:04: auch verbinden und das versucht ja auch ein bisschen das "What if" von Media for Peace. Und das gibt es
00:21:13: schon auch, dass es solche, dass internationale Organisationen das unterstützen. Aber es ist
00:21:20: natürlich auch immer so eine Frage, inwiefern wird das dann akzeptiert und inwiefern hat das dann
00:21:26: auch Auswirkungen auf den Journalismus ganz generell in dem Land? Also ich glaube, was ganz
00:21:33: wichtig ist, es wird nicht auf Journalismus eingewirkt, damit da ein Journalismus rauskommt, den ich mir
00:21:40: wünsche als Außenstehender, sondern es wird auf Journalismus eingewirkt. Du hattest jetzt zum
00:21:46: Beispiel die Ausbildung von Journalisten und Journalistinnen genannt. Da hatten wir auch schon
00:21:51: ein Interview hier im Podcast, dass sie zum Beispiel nicht gelernt haben, wie man falsche Bilder
00:21:56: identifiziert. Wenn ich das natürlich nicht weiß, dann spüle ich die ins System rein und habe da
00:22:02: irgendwelche Fake Pictures rumgeistern und kann das nicht mehr einordnen und das wiederum befeuert
00:22:09: den Konflikt. Und wenn ich zum Beispiel einen Journalist, einer Journalistin, die Möglichkeit
00:22:14: gäbe, solche Fake-Sachen zu identifizieren, wie man das macht und wie man damit umgeht, dann ist
00:22:21: es schon der Art von Beeinflussung, aber es ist eine Beeinflussung, die der Journalistin am Ende
00:22:27: vom Tag selber steuert und wie sie damit umgeht. Ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man da
00:22:31: unterscheidet. Absolut, absolut. Ich kann vielleicht das nochmal einem Beispiel machen von einem Projekt,
00:22:39: in dem ich auch mitgearbeitet habe. Das war in Tunesien. Kurz nach der Revolution, dort gab es
00:22:44: gerade in den ländlichen Gebieten immer wieder so gewaltsame Konflikte, Ausschreitungen und
00:22:52: Demonstrationen. Und die fand meistens statt zwischen überwiegend Jugenddemonstrieren und der
00:22:58: Polizei deren Entmachtung diese Demonstranten forderten, weil sie sie eben noch als Anhängsel des
00:23:05: Benalierregimes sahen und sich von denen drangsaliert fühlten und sie außerdem als korrupt
00:23:12: verschrien. Also es gab da immer wieder auch Eskalationen und gleichzeitig hatten sich dort
00:23:19: aber auch so Community-Radius etabliert, die versucht haben, diese lokale Berichterstattung
00:23:26: stärker an den Vordergrund zu stellen, um eben auch auf diese Konflikte aufmerksam zu machen,
00:23:32: um diese Gewalt auch so ein bisschen von der Straße runter zu holen. In einer Radiostation ist
00:23:38: dieser Konflikt aber auch in die Redaktion geschwappt bzw. kam dann eher zwischen den
00:23:44: Hörerinnen und Hörern und der Redaktion zu Tage, weil sich die Hörerinnen und Hörer
00:23:49: beschwert haben darüber, dass auf der Webseite der Radiostation immer wieder Bilder von den
00:23:55: Demonstrationen auftauchten, die dann wiederum von der Polizei genutzt wurden, um sie zu identifizieren
00:24:02: und zu verhaften. Und in dem Zusammenhang gab es sehr viele Beschwerden in der Redaktion,
00:24:09: sehr viele wütende Anrufe. Ich hatte zuvor mit dem Erich Brostinstitut für Internationalen
00:24:16: Journalismus und einer tunesischen Organisation Media Monitoring Ombudsläute in Redaktionen
00:24:23: ausgebildet bzw. wir hatten uns darüber verständigt, wie so ein Konzept aussehen könnte, was passt
00:24:31: und diese Ombudsläute bzw. es war dann ein Ombudsmann, der in der Redaktion vor Ort war, der hat
00:24:38: diese wütenden Anrufe entgegengenommen, hat mit den Leuten gesprochen, hat ihnen erklärt,
00:24:44: wie Journalismus funktioniert, dass sie eben Bilder auf ihrer Webseite auch zeigen müssen und
00:24:52: gleichzeitig hat er aber auch in die Redaktion zurückgespiegelt, hey seid ein bisschen vorsichtig
00:24:57: und achtet darauf, was genau ihr abbildet und wen ihr zeigt. So, das war so ein Beispiel davon,
00:25:05: wie so ein ganz, an so einem ganz konkreten kleinen Beispiel, so ein Projekt auch dazu beitragen kann,
00:25:12: deeskalierend zu wirken. Und die internationale Dimension war in dem Falle, dass wir damals
00:25:20: Ombudsläute aus aller Welt nach Tunesien gebracht hatten und da mit Redaktionen zusammen diskutiert
00:25:28: haben, ob das ein Konzept wäre, was sich in Tunesien realisieren ließe. Und das hat dieser
00:25:35: Sender dann eben ausprobiert und es gibt, so weit ich weiß, diesen Ombudsmann immer noch und das
00:25:44: sind halt so Dinge, die dann im Kleinen vielleicht funktionieren. Die werden nicht große Konflikte
00:25:49: von heute auf morgen lösen. Ich glaube auch nicht, dass wir das vom Journalismus fordern sollten,
00:25:56: weil es ihn überfordert. Journalismus ist jetzt nicht da, um Konflikte zu lösen, aber ich glaube,
00:26:01: er kann zumindest, da können internationale Organisationen dann auch zu beitragen, die Rolle
00:26:07: des Journalismus in so einem Konflikt dafür zu sensibilisieren, dass es da negative Wollen gibt
00:26:14: und darauf aufmerksam zu machen und dann vielleicht auch Anstöße und Ideen zu geben, wie man das
00:26:21: besser machen kann oder anders machen kann. So im Zentrum steht da auch eine konstruktive
00:26:26: Zusammenarbeit. Genau. Wir haben jetzt schon über Organisationsstrukturen gesprochen und in wiefern
00:26:35: die auf das Produkt des Journalismus einwirken können. Ein anderer Aspekt, der mich noch stark
00:26:42: interessieren würde, ist die Sicherheit von Journalisten und Journalistinnen. Das hattest du
00:26:48: ganz am Anfang dieser Folge auch kurz angerissen. Lass uns da noch mal ein bisschen genauer drauf
00:26:54: schauen. Wie können denn internationale Organisationen dazu beitragen, dass die Sicherheit von
00:27:02: Journalisten und Journalistinnen im Libanon, in Afghanistan, aber auch in anderen Konfliktgebieten
00:27:08: besser wird? Da gibt es verschiedene Ansätze. Also einmal ist es natürlich so, dass wenn, sagen wir mal,
00:27:17: ein Fernsehsender im Libanon jetzt ganz aktuell Mitarbeiter in den Südlibanon schickt an die
00:27:25: israelische Grenze, wo ja auch Journalistinnen und Journalisten ums Leben gekommen sind,
00:27:30: in den letzten Wochen im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und Israel, da sind
00:27:37: natürlich in erster Linie mal die Medienorganisationen in der Verantwortung, ihre Journalistinnen und
00:27:43: Journalisten entsprechend auszustatten mit Wissen über die, wie sie sich schützen können und dann
00:27:51: auch natürlich mit Schutzwesten oder mit auch mit digitaler Infrastruktur, die vielleicht nicht so
00:27:58: leicht erkannt, geortet werden kann, nicht so leicht mitgelesen werden kann. Also da ist
00:28:04: natürlich mal in erster Linie mal die Organisationen, die Medienorganisationen vor Ort für verantwortlich,
00:28:11: was internationale Organisationen natürlich machen können, ist auch hier wieder so Weiterbildungsmöglichkeiten
00:28:19: geben, sensibilisieren dafür zum Beispiel für digitale Sicherheit, Angebote machen,
00:28:26: Weiterbildungsmaterialien, wie man sich schützt in solchen Konflikten, wobei ich da immer so ein
00:28:32: bisschen skeptisch bin, weil die Menschen vor Ort das oft viel besser wissen, weil sie dort leben
00:28:39: und die Situation sehr gut einschätzen können oder meistens zumindest. Aber trotzdem gibt es
00:28:46: natürlich die Möglichkeit gerade, wenn es um digitale Sicherheit geht, da auch noch Impulse
00:28:51: zu setzen. Das andere ist dann auch wieder über Material und Finanzierung von Software und so
00:28:59: weiter eine sichere Umgebung zu schaffen. Das ist jetzt so die eine Dimension. Aber also das ist da,
00:29:06: wo es tatsächlich um Menschenleben geht. Aber wir hatten das ja eben schon mal kurz angesprochen.
00:29:13: Diese Dimension der Sicherheit geht ja noch viel weiter. Das Journalistinnen und Journalisten
00:29:19: natürlich auch immer Gefahr laufen zwischen die Konfliktsinien zu geraten, online, sprechen
00:29:27: ja viel über Hass im Netz. Auch das gibt es natürlich in den Konfliktregionen sehr viel,
00:29:33: dass sie da Opfer werden. Auch da lässt sich, kann man natürlich versuchen, das vorzubeugen.
00:29:39: Es gibt auch Projekte, die dann traumatisierte Journalistinnen und Journalisten unterstützen,
00:29:46: sowohl finanziell als auch mit psychologischer Beratung. Also das sind alles so Ansätze,
00:29:52: wo auch internationale Organisationen immer wieder mit im Spiel sind und Maßnahmen und
00:29:59: Projekte vor Ort auch unterstützen. Um das noch mal zu veranschaulichen für alle,
00:30:04: die vielleicht nicht so im Thema drin sind, wie der Journalismus im Libanon oder Afghanistan
00:30:10: funktioniert. Im Libanon gibt es sehr viele Perspektiven auf ein Thema und sehr viele,
00:30:16: ich nenne es mal Gruppierungen. Und natürlich ist die eine Seite nicht erfreut, wenn die
00:30:23: andere Seite aus ihrer Sicht berichtet. Und das kann so weit gehen, dass keine Ahnung der Nachbar
00:30:29: vorbeikommt und sagt, das finde ich jetzt aber nicht gut und vielleicht auch darüber hinaus. Und
00:30:34: Journalisten um Leib und Leben fürchten müssen oder eben auch vielleicht den Gedanken haben,
00:30:40: ich werde hier sozial ausgeschlossen aus meiner Nachbarschaft oder aus Teilen meines Bezirks,
00:30:46: in dem ich lebe. Ja, auf jeden Fall. Wie gesagt, das ist einmal diese Angst um das eigene Leben,
00:30:53: die eine Rolle spielen kann. Und dann natürlich auch die Belastung, die damit einhergeht,
00:30:58: dass man sich mit diesem Konflikt ja auch tagtäglich beschäftigen muss. Also eine sehr starke,
00:31:05: psychische Belastung, die da auch mit einhergeht. Und gerade im Libanon, das habe ich auch in vielen
00:31:13: Gesprächen mitgenommen, ist das ein ganz großes Thema auch diese Mental Health Geschichte, die
00:31:19: das Journalistinnen und Journalisten einfach auch aufgrund der Thematik, mit der sie sich tagtäglich
00:31:24: beschäftigen, mit dem Leid, dass sie zum Teil auch sehen mit der eigenen persönlichen,
00:31:29: schwierigen Situation auch stark von psychischen Problemen belastet sind. Wenn wir noch
00:31:35: mal nach Afghanistan rüberschauen, da ist es glaube ich leicht, dass sich das vorzustellen,
00:31:41: wie es dort Journalisten, Journalistinnen ergehen kann. Es gibt ja viele Journalismus-Schaffende,
00:31:47: die ins Exil geflüchtet sind. Hast du uns da auch nochmal einen Einblick? Ich habe jetzt in Afghanistan
00:31:54: selber nie in Projekten gearbeitet. Deshalb kann ich das da nicht so im Detail sagen. Aber da sind
00:32:01: jetzt, wenn ich nochmal auf die Arbeit der internationalen Organisationen blicke, da haben
00:32:06: sich jetzt gerade in den letzten zwei Jahren zunehmend die internationalen Organisationen auch
00:32:13: auf die Exilschaffenden konzentriert, gerade die hier in Europa auch leben, weil natürlich aus
00:32:20: Afghanistan selbst die meisten internationalen Organisationen auch abgezogen sind. Und damit
00:32:26: natürlich auch, und da kommen wir wieder zu diesem Punkt mit der Abhängigkeit, auch eine
00:32:30: riesengroße Lücke entstanden ist. Aber da ist glaube ich tatsächlich der Fokus von internationalen
00:32:37: Organisationen stärker auf die Exil, mehr den Exilschaffenden verschoben worden. Gibt es aus
00:32:45: deiner Sicht noch Aspekte, Teilbereiche, in denen die internationale Organisationen auch tätig sind,
00:32:53: was den Journalismus betrifft? Was vielleicht tatsächlich nicht so stark ist, ist diese Verknüpfung
00:33:00: wo sich eben auch schon mal sagte zwischen den Organisationen, die so Dialog und konfliktsensative
00:33:08: Kommunikation im Lokalen machen und dem, was der Journalismus damit dann anfängt. Das wäre
00:33:16: vielleicht tatsächlich nochmal so ein Feld, dass man sich nochmal genauer anschauen könnte.
00:33:20: Wo man noch Forschung betreiben könnte und noch mehr erkunden, damit das enger
00:33:26: zusammenarbeitet. Genau, genau. Sehr schön. Ich glaube, wir haben alle so ein bisschen Einblick
00:33:33: bekommen, welche Rolle internationale Organisationen in diesem Kontext spielen. Ich würde diesen Podcast
00:33:40: gern beenden mit einer persönlichen Frage noch an dich Judith. Was treibt dich denn an? Was ist
00:33:46: denn dein Motivator, dass du da so viel machst? Ich glaube, dass die Verständigung zwischen Menschen
00:33:56: mit unterschiedlichen Interessen total wichtig ist, dass man im Kontakt bleibt, auch mit vielen
00:34:04: Menschen, die ganz anders denken und ganz anders leben als man selber, total wichtig ist, um einfach
00:34:12: den Blick nicht zu verlieren für andere Interessen. Das sehe ich hier in Deutschland genauso,
00:34:20: halte ich hierfür genauso wichtig, dass man sich aus der eigenen Blase heraus bewegt,
00:34:25: wie in Konfliktregionen noch viel mehr. Und diese Frage des Konflikts, und wenn man sich das in
00:34:34: Konfliktgebieten anschaut, die zeigt einem immer wieder auf, dass erstens, wie gut wir es hier
00:34:39: noch haben und was wir aber auch tun sollten, um das beizubehalten. Und das ist etwas, was mich
00:34:46: persönlich auch motiviert und antreibt, dass eben diese Beschäftigung miteinander, dieser Dialog
00:34:54: untereinander, dass der aufrecht erhalten bleibt, um gar nicht in so eine Situation zu kommen,
00:34:59: in der man dann zur Waffen greifen müsste. Vielen Dank für deine Zeit und dass du uns
00:35:06: so reichlich einen Blick gegeben hast Judith. Ich danke dir Sabrina, dass ich dabei sein durfte.
00:35:11: Was wir tun sollten, um das beizubehalten, hat Judith noch gesagt. Da saß ich nur kopfnickend
00:35:21: daneben. Ich hoffe, diese Episode von Media for Peace zur internationalen Organisation und
00:35:27: Journalismus hat dir gefallen und vielleicht nochmal eine weitere Perspektive vermittelt.
00:35:32: Schreib mir gern, wie du darüber denkst, zum Beispiel direkt auf Spotify ins Q&A oder per Mail
00:35:38: an Sabrina@media-Lab.de. Ich freue mich natürlich auch, wenn du deinen Freunden und deinen Freundinnen
00:35:45: von diesem Podcast erzählst und eine Bewertung da lest. Noch eine kleine Info in eigener Sache.
00:35:50: Ich bin die nächsten Wochen unterwegs auf verschiedenen Konferenzen, irgendwo zwischen
00:35:56: Deutschland, USA und Italien, genau in dieser reihen Folge. Daher erscheinen die kommenden
00:36:02: Folgen etwas unregelmäßiger. Wenn du keine Folge verpassen möchtest, dann klick einfach auf
00:36:07: "Folgen", damit du die neue Episode dann direkt bei dir auf dem Startbildschirm hast.
00:36:12: Wir hören uns ganz bald wieder. Bis dahin wünsche ich dir eine konstruktive und gute Zeit.
00:36:18: Media for Peace, der Podcast für friedensorientierten Journalismus. Eine Produktion des Media Lab Bayern.
00:36:27: Media for Peace ist eine Kooperation mit dem DTEC BW, Zentrum für Digitalisierungs- und
00:36:33: Technologieforschung der Bundeswehr und der Universität der Bundeswehr München.
00:36:37: In der ersten Sendung wurde die laughed-upin-regel-aktiviertel zur Sendung Graf Liu noch gespielt.
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