Media for Peace #9 Framing im Journalismus
Shownotes
Shownotes
00:00 Begrüßung
00:40 Erklärung und Beispiele Framing
2:24 Framing in Konfliktzone
3:00 Interview Timour Chafik konstruktives Framing
6:24 Dialog und Konflikt
14:11 Amerikanische Studie zum Thema Framing
15:04 Interview Prof. Dr. Engelmann
15:54 Framing und Manipulation
17:35 Frame Setting, Frame Building und Framing Effekte
22:14 Bestandteile eines Frames am Beispiel Donald Trump
24:13 Wirkung von Framing ist wissenschaftlich erwiesen?
26:30 Positives Framing am Beispiel des lösungsorientierten Journalismus
31:23 Medienprofis unterliegen vielen Frames
33:30 Das machtvolle Framing
"Taliban nutzen Social Media" erschienen in der Folge #7 mit dem Titel Qualität in der Medienberichterstattung
"Aktives Zuhören" erschienen in der Folge #2 mit dem Titel Konstruktiver Journalismus
Weitere Informationen zu Media for Peace findest du auf https://www.media-lab.de/de/media-for-peace
Das ist Media for Peace. Der Podcast auf den Spuren des peace-oriented Journalismus. Eine Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München und von DTEC.BW – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr.
Transkript anzeigen
00:00:00: Journalismus der Frieden ermöglicht. Das ist Media for Peace, ein Podcast des Media Lab
00:00:11: Bayern. Hallo, da bin ich wieder. Das ist der Media
00:00:15: for Peace Podcast. Mein Name ist Sabrina Harper und ich bin eure Host. Das Wort Framing, das
00:00:20: hat jeder Journalist und jede Journalistin schon mal in der Journalismus-Ausbildung gehört.
00:00:26: Falls du nicht weißt, was Framing ist, mach dir keine Sorgen, das erklären wir dir heute.
00:00:31: Mit wir, damit meine ich meine Gesprächspartner und Partnerinnen, Timor Schaffig und Ines Engelmann.
00:00:38: Framing, das ist quasi, wenn man eine Art Rahmen um etwas setzt. Das kann ganz unterschiedlich
00:00:44: aussehen. Da ist zum Beispiel die Wortwahl, die wir unbewusst beeinflussen. Bei einem
00:00:48: Unglück sprechen wir zum Beispiel von Überlebenden oder von Toten. Überlebende vermitteln Hoffnungen,
00:00:54: machen Mut. Tote stimmen uns traurig und trigger negative Gefühle. Framing kann aber auch
00:01:00: zum Beispiel durch Bilder geschehen. Ist euch mal aufgefallen, dass bei Berichterstattungen
00:01:05: über das Thema Behinderung häufig eine Rollstuhl auf dem Bild zu sehen ist? Achtet da mal darauf.
00:01:11: Selbst wenn es gar nicht um eine Rollstuhl geht, sondern einen Mensch mit einer G-Einschränkung
00:01:17: in irgendeiner Form, der was außergewöhnliches macht, zum Beispiel auf einen Berg steigt.
00:01:22: Dennoch findet ein Rollstuhl auf diesem Bild statt. Das ist "an framing". Oder auch wie
00:01:28: Bilder aufgenommen werden, also aus welcher Perspektive. Werden sie von oben aufgenommen,
00:01:33: von unten oder auf Augenhöhe. Allein durch den Winkel suggerieren wir eine gewisse Haltung
00:01:40: und das ist ein Framing im Bild. In dieser Folge werdet ihr dazu noch sehr viele Beispiele
00:01:45: hören. Bleibt einfach dran und für alle, die denken Framing kenne ich schon, bleibt
00:01:50: besser auch dran, denn wir sprechen zum Beispiel auch über Frame Setting und beantworten die
00:01:55: Frage, ob Medienexperten denn vor einem Framing gefeit sind.
00:02:00: Es gibt zahlreiche Studien zum Thema Framing. Darüber spreche ich gleich mit Ines Engelmann.
00:02:05: Sie ist Professorin am Institut für Kommunikationswissenschaften an der Friedrichschiller-Universität
00:02:11: in Jena. Zuvor möchte ich erst mit euch in die Praxis eintauchen. Inwiefern Framing
00:02:17: im Mediafor Peace Projekt eine Rolle spielt, will ich von meinem nächsten Gesprächspartner
00:02:21: wissen. Das Mediafor Peace Projekt dreht sich um friedensorientierten Journalismus. Wenn
00:02:26: du dazu mehr erfahren möchtest, was da genau dahinter steckt oder was es mit den sogenannten
00:02:31: Fellows auf sich hat, dann empfehle ich dir Folge 2 und 3 von diesem Podcast. Einer dieser
00:02:36: Fellows ist Timo Schaffig aus dem Mediafor Peace Team. Und von ihm wollte ich unter anderem
00:02:42: wissen, ob positives Framing auch bei ihm eine Rolle spielt.
00:02:45: Hallo Timo, willkommen beim Podcast. Bevor wir ins Thema starten, mit dem möchte ich über
00:02:55: Framing sprechen, sag uns doch kurz ein bisschen was zu deinem Background.
00:02:59: Hallo Sabrina, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr hier zu sein. Ich freue
00:03:03: mich auch sehr seit Oktober letzten Jahres im Mediafor Peace Fellowship, einer von 11
00:03:08: Stipendiatinnen zu sein. Wenn ich das nicht mache, bin ich Journalist, freier Journalist
00:03:14: und habe vor mittlerweile 12 Jahren eine Agentur hier in München gegründet, Studium
00:03:20: Monaco, die sich auf strategische Contentberatung, Corporate Communications fokussiert hat.
00:03:26: Wie du gesagt hast, du bist Mediafor Peace Fellow und ich möchte gerne mit dir das Thema
00:03:32: Framing besprechen. Und meine erste Frage lautet eigentlich, da Mediafor Peace sich auf Krisen
00:03:39: und Konfliktszonen spezialisiert hat, insbesondere lieber non-un-afghanistan in diesem Fall.
00:03:45: Inwiefern ist der Einsatz von positiven Framing in der Berichterstattung über Konflikte
00:03:51: und Krisen sinnvoll? Kann das das Vertrauen zwischen Bürgerinnen und Bürgerinnen stärken?
00:03:56: Das ist ja in vielerlei Hinsichten Interpretation oder eine Vereinfachung von Wirklichkeit,
00:04:03: von Wahrnehmung, was ja Teil der Aufgabe von Medien per se ist, die Komplexität der
00:04:09: Realität zu vereinfachen, zu transportieren, verständlich zu machen. Und darum ist, ich
00:04:15: würde eigentlich ungern von positiven Framing sprechen, sondern vielmehr von konstruktiven
00:04:20: Framing, wenn es um das Mediafor Peace Fellowship geht und die Frage, wie wir Peace Journalism
00:04:27: oder Konfliktsensiv Journalism jetzt in den Fokus regieren, lieber non-un-afghanistan
00:04:32: stärken, aber vielleicht auch darüber hinaus.
00:04:35: Meinst du denn, dass das aktuell in der Berichterstattung so ist, dass Peace-oriented oder
00:04:41: Friedensfördernde in Polze zu kurz kommen?
00:04:45: Ja, oder sie sind vielleicht zu leise. Ich weiß nicht, ob sie zu kurz kommen, sie werden
00:04:49: aber nicht gehört, weil der Breaking News Cycle, also da passiert das und das und darüber
00:04:55: muss relativ schnell in einer relativ hohen Taktung berichtet werden. So schnell und so
00:05:00: laut ist, dass, wie gesagt, konstruktive Framing, was es gibt, positive Framing, was es gibt,
00:05:07: nicht zum Tragen kommt im Moment. Und da ist es sicherlich eine, nicht Aufgabe oder
00:05:12: ein Bestreben, wie der For Peace Projekt ist und das Programm ist, wie der Name schon
00:05:17: sagt, den Rahmen dafür zu schaffen, dass Vertrauen hergestellt wird zwischen Rezipienten, aber
00:05:24: vor allem zwischen Rezipientinnen und Medien, denn da hat in den letzten Jahren und das ist
00:05:31: kein Geheimnis, ein extremer Vertrauensverlust stattgefunden, den es gerade in Konflikt- und
00:05:38: Krisenregionen wieder aufgefrauten gilt, meiner Meinung nach. Und da kann konstruktives
00:05:43: Framing natürlich einen kleinen Beitrag zu leisten. Es ist sicherlich ein kleiner Baustein
00:05:50: in der Frage, wie können wir diesen, erstens diesen Breaking-News-Seige durchbrechen,
00:05:56: hins immer geben wird, den wird es auch weiterhin geben, der wird nicht verschwinden. Aber wie
00:06:01: können wir dem vielleicht ein Gegengewicht gegenüberstellen und die zweite große Frage,
00:06:07: die uns im Projekt umtreibt und auch Framing im weitesten Sinne betrifft ist, wie können
00:06:13: wir Räume schaffen, um Vertrauen zwischen Rezipientinnen untereinander und Bürgerinnen
00:06:21: und Bürgern und den Medien auf der anderen Seite wiederherzuspielen.
00:06:24: Und ein Aspekt, den ihr jetzt herausgegriffen habt bei euren Überlegungen, ist der Dialog.
00:06:30: Ihr setzt stark auf Dialog. Warum ist das so ein wichtiger Aspekt?
00:06:34: Weil zu den ich besprochen wird, nekeinander.
00:06:37: Na ja, man kann ja auch viel sprechen, aber es kommt nichts an.
00:06:41: Um vernünftig, konstruktiv zu streiten. Also Dialog heißt ja nicht, dass man immer einer
00:06:48: Meinung sein muss. Im jeden Fall im Konflikt, das ist nun mal so, dass unterschiedliche
00:06:52: Konfliktparteien nicht gegenüberstehen und nicht einer Meinung sind. Trotzdem muss man
00:06:57: diesen Konfliktparteien unserer Meinung nach einen geschützten Raum geben, um in den Dialog
00:07:02: zu treten, in welcher Form das auch immer ist, um letztlich aufzumachen und einen Raum
00:07:08: zu schaffen, der unterschiedliche Meinungen, streitbar, durchaus auch hart, aber fair zulässt,
00:07:16: um dann miteinander in den Austausch zu geben. Darum haben wir uns entschieden, dass, wir
00:07:20: nennen das Dialog Promoting Formits, eine Voraussetzung oder ein Pfeiler des Wigapropies
00:07:26: Produktes sein kann, das wir am Ende des Jahres hoffentlich auch zu Mark bringen. Nicht zwangsläufig,
00:07:32: aber wir sind im Moment in der Richtung unterwegs, dass wir sagen, es gibt vernachlässigte Zielgruppen
00:07:40: überall auf der Welt, aber vor allem Konflikten und Riesensignionen, die, und das haben wir
00:07:45: in unserer User Research im vergangenen Jahr und auch Anfang des Jahres mit Journalisten,
00:07:51: aber auch mit Audiences, also mit Zielgruppen herausfinden können, die gehört werden wollen.
00:07:57: Es gibt Menschen dort, die wollen reden, die wollen sprechen, die wollen sich streiten,
00:08:03: konstruktiv streiten, die aber nicht die Möglichkeit haben, nicht den Raum dafür haben, diese Streitkultur
00:08:09: zu leben und das war für uns ein Anlass zu sagen, okay, wir schaffen diese Dialog Promoting
00:08:14: Formits, die Dialog fördernden Formate, um eben diese Räume zu öffnen. Was natürlich mit
00:08:20: extrem vielen Herausforderungen gerade in Ländern wie Niederland oder Afghanistan verbunden.
00:08:25: Du sprichst von Räumen, damit gemeint sind aber nicht nur physische Räume, damit sind
00:08:32: auch gemeint Kontexte wahrscheinlich, ich kannst du uns diesen Begriff Raum noch mal
00:08:36: ein bisschen näher erläutern.
00:08:37: Da sind wir eigentlich schon wieder so ein bisschen im Framing-Thema, also Framing muss
00:08:43: ja nichts Schlechtes sein. Wir denken ja immer, wenn etwas geframed wird, dann wird damit
00:08:50: versucht eine bestimmte Agenda zu verfolgen, bestimmte Positionen zu vertreten oder zu
00:08:56: stärken. Aber Framing, meine ich meine, das ist ja eine Dinsen, ist ja ein Rahmen schaffen
00:09:01: und das ist ja letztlich ein Dialograum, einen Kontext schaffen, einen inhaltlichen Rahmen
00:09:07: zu schaffen, der gleichzeitig auch Sicherheit gibt und darum glaube ich, dass gerade in
00:09:13: Kontextualisierung dieser Rahmen entscheiden ist in Konflikt- und Krisenregionen, um diese
00:09:19: Sicherheit den Menschen zu geben, in diesem, nennen wir es, Räume, ob physisch oder virtuell
00:09:26: zusammenkommen und sich auch entsprechend dann in diesen Rahmenbedingungen austauschen können.
00:09:32: Hört sich sehr theoretisch an und abstrakt, können das aber gerne auch natürlich ein
00:09:37: bisschen konkretisieren.
00:09:38: Ja, dann lass uns das doch mal konkretisieren. Zum Beispiel hatten wir in einer Podcast-Folge
00:09:43: schon gehört, in Afghanistan ist es eben schwierig mit der freien Meinungsäußerung, da die Taliban
00:09:51: das Regime quasi da den Finger drauf hat und es hat natürlich erschwerwiegende Folgen
00:09:55: wie Verfolgung, Lebensgefahr, wenn man da zum Beispiel etwas sagt. Gleichzeitig ist es
00:10:01: auf der anderen Seite so, dass in Afghanistan die Taliban sehr genau wissen, wie man zum
00:10:07: Beispiel Social Media einsetzt, um ein Bild von ihnen zu erschaffen, dass quasi die Bevölkerung
00:10:14: und auch darüber hinaus die Welt da draußen wahrnehmen soll. Die Folge verlinke ich übrigens
00:10:19: dann auch in den Show-Notes, wer mehr dazu wissen möchte. Auf jeden Fall auf was ich
00:10:22: hinaus möchte, Timur, ist das ist ja auch eine Art von Framing und vielleicht auch ein
00:10:27: Raum, von dem du sprichst, um das mal in ein praktisches Beispiel zu überführen.
00:10:31: In Afghanistan ist es natürlich extrem wichtig, das größtmögliche Maß an Sicherheit in
00:10:38: diesen Räumen zu schaffen. Wie macht man das mit Anonymisierung, mit Verschlüsselung,
00:10:44: mit Encryption Technologies, mit Vertrauen? Wir müssen den Leuten auch, wir müssen sich
00:10:49: letztlich überzeugen, Zeit in diese Dialoge zu investieren, in denen sie respektvoll behandelt
00:10:56: werden, in denen sie gehört werden. Und da ist sehr viel Überzeugungsarbeit sicherlich
00:11:03: nötig, in welchem Format und in welcher Form das dann letztlich läuft, ob das Microcommunities
00:11:08: sind oder im Libanon haben wir jetzt völlig simpel gemacht. Wir haben Stühne auf die
00:11:14: Straße gestellt und die Leute eingeladen, mit uns in den Dialog zu treten, mit uns
00:11:18: zu diskutieren. Das wurde extrem gut angenommen. Das Ganze in Afghanistan natürlich wahrscheinlich
00:11:24: relativ schwierig machen. Das haben wir auch nicht testen können, muss man teilweise auch
00:11:27: sagen. Aber Dreh- und Angelpunkt ist, was Dialogräume angeht, was die Rahmenbedingungen eines Dialogs
00:11:36: angeht, was das Framing also angeht, Sicherheit zu schaffen, Vertrauen zu schaffen und zuzuhören.
00:11:45: Ich glaube, zuzuhören ist relativ zu kurz gekommen in den letzten Jahren, Jahrzehnten,
00:11:53: was zumindest die Rückmeldung in unserer User-Research in den letzten Monaten gezeigt hat. Die Leute
00:12:00: wollen reden, den Leuten wird wenig zugehört, den Leuten wird nicht richtig zugehört, aber
00:12:05: das ist ein riesen Thema, was weit über das Framing, glaube ich, hinausgeht.
00:12:09: Das sind wir auch wieder im Themenbereich zum Beispiel aktiven zuhören. Darüber hatte
00:12:13: Ellen Heinrichs auch bei uns gesprochen und damit sind wir eigentlich auch wieder am Anfang des
00:12:18: Gesprächs, als ich gesagt habe, man kann schon viele reden, aber man kann auch aneinander
00:12:24: vorbeiregen. Es hört sich ja immer schön an, man ist so schnell dahin gesagt, aber Dialog ist
00:12:29: jetzt auch nicht von heute auf morgen machbar, glaube ich. Also jetzt gar nicht so sehr von der
00:12:33: Frage herkommend, wer macht denn beim Dialog mit, sondern wer moderiert das denn, wer ist denn in
00:12:39: der Lage überhaupt Dialobe konstruktiv zu führen, zu begleiten, zu leiten. Das ist nicht ohne. Da hat
00:12:45: der Journalismus auch noch einiges an Nachholbedarf. Nicht jeder Journalist, glaube ich, ist ein guter
00:12:51: Moderator oder ein guter Dialogführer, ein guter Dialogführerin. Da braucht es schon ein bestimmtes
00:12:58: Skillset, um das auch nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Das kann schon auch gerade im Konkret
00:13:04: Regionen sehr schnell kippen, wenn du Parteien an einen Tisch setzt, die sich überhaupt nicht
00:13:10: kunden sind und die vielleicht auch ein Framing, eine Agenda verfolgen, die aufgefangen werden
00:13:18: muss und abgemildert werden muss innerhalb des Dialogprozesses. Vielen Dank soweit an dich, dass du
00:13:25: uns ein bisschen Einblick in euer Projekt gegeben hast und es geht auch weiter. Der nächsten Phase,
00:13:30: ihr seid jetzt über den Prototypen knapp hinaus und in den nächsten Schritten werdet ihr euch jetzt
00:13:35: überlegen, wie kriegen wir da am Ende ein Produkt raus? Richtig? 100% richtig, Sabrina, vollkommen
00:13:42: richtig. Wir haben jetzt ein Kernteam zusammengestellt, was jetzt Jahresverlauf, das was wir bisher
00:13:48: entwickelt haben, verfeinern wird. Noch mal hinterfragen wird, ganz viel weitere Entwicklungsarbeit
00:13:54: nötig, es wird super spannend, wird super anstrengend, wird alles und das Projekt,
00:14:00: wer sehr weit nach vorne bringen in den nächsten Wochen und Monate, freue mich sehr darauf.
00:14:04: Ich drück euch alle Daumen und ich wünsche ihr noch einen schönen Tag, Timo.
00:14:08: Ein konstruktives Framing, der Begriff gefällt mir. Die erwähnte Folge mit Ellen Heinrichs,
00:14:15: in der es um das aktive Zuhören geht, das ist übrigens auch Folge 2. Die Effekte von Framing
00:14:21: werden natürlich auch in der Wissenschaft diskutiert. Sagen wir mal so, es ist schwierig. Es gibt
00:14:28: beispielsweise eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2007, in der wurde untersucht, welche Begriffe
00:14:34: im Journalismus und in der Politik beim Thema Abtreibungsverbot verwendet werden. Befürworter des
00:14:41: Verbots benutzten fast ausschließlich das Wort Baby. Menschen, die sich gegen das Verbot aussprechen,
00:14:47: das Wort Fötus und die Untersuchung ging noch weiter. Je nachdem, welche Medien konsumiert wurden,
00:14:54: gelichen die Leute ihre Meinung an. Aber kann das wirklich sein? Das habe ich unter anderem
00:15:00: Frau Prof. Dr. Ines Engelmann gefragt. Media for Peace, Insights. Hallo Ines, schön, dass du Zeit
00:15:09: hast für unseren Podcast. Ja, alles abriene, schön, dass du mich eingeladen hast. Bevor wir starten,
00:15:15: kannst du uns kurz sagen, was du sonst zutreibst, wenn du nicht gerade hier in diesem Podcast bist?
00:15:20: Ja, also ich bin Professorin für empirische Methoden der Kommunikationswissenschaft an der
00:15:26: Uni Jena und ich interessiere mich natürlich nicht nur für Methoden, sondern insbesondere ist
00:15:32: mein Schwerpunkt die politische Journalismusforschung. Und da mache ich allerhand Dinge, also insbesondere
00:15:38: auch Inhaltsanalysen, also die journalistische Inhalte dargestellt werden, wie die entstehen und
00:15:44: teilweise auch, wie die wirken können auf uns Hörerinnen, Leserinnen, Zuschauerinnen. Ich habe dich
00:15:50: angesprochen zum Thema Framing. Da kennst du dich sehr gut aus und ich möchte dich gleich als
00:15:55: erstes fragen. Ist Framing Manipulation? Schwere Frage. Also Manipulation, das klingt ja so
00:16:02: absichtlich. Irgendwie klingt es auch negativ. Natürlich können Unternehmen oder auch soziale
00:16:08: Bewegungen Framing strategisch nutzen, um bestimmte Sichtweisen auf Themen oder Interpretationen
00:16:15: von Themen öffentlich sichtbar zu machen. Also sie können eine Art Lesart von einem Thema verbreiten
00:16:20: und vielleicht auch für uns Leserinnen und Zuschauerinnen zugänglicher machen. Aber grundsätzlich
00:16:27: würde ich erst mal sagen, Framing ist keine Manipulation, nichts Absichtliches, sondern eine
00:16:33: unbewusste, unabsichtliche Konstruktion von Themen. Also sowohl in unseren Köpfen als auch in der
00:16:40: Berichterstattung über Themen. Also das gilt sowohl für Journalist*innen als auch für Nutz*innen.
00:16:45: Denn die Realität da draußen, die Themen in der Realität, die sind einfach so komplex,
00:16:52: so dass Medien sie auch gar nicht in jedem Beitrag in all ihren Facetten abbilden könnten. Also je
00:16:58: nach Vorstellungen von Journalist*innen oder nach den Vorstellungen der Quellen bei den
00:17:04: Journalist*innen recherchieren, nehmen sie also mehr oder weniger bewusst oder unbewusst eine
00:17:10: bestimmte Sichtweise auf ein Thema ein. Das heißt, sie machen manche Aspekte sichtbarer,
00:17:16: andere Themen vernachlässigen sie eher auf.
00:17:19: oder müssen sie auch zwangsläufig vernachlässigen,
00:17:22: sei es aufgrund begrenzter Platzkapazitäten in der Zeitung
00:17:26: oder Zeitkapazitäten im Fernsehen
00:17:28: oder auch aufgrund der begrenzten Aufmerksamkeit,
00:17:31: die wir alle haben, das gilt dann insbesondere für die Vielfalt an Informationen im Internet.
00:17:36: Du hast schon einiges genannt.
00:17:38: Also welche Effekte hat denn Framing auf Rezipienten in den Medien?
00:17:43: Also die Leserinnen, die Hörerinnen, die Zuschauerinnen,
00:17:47: die Nutzerinnen in welcher Form auch immer?
00:17:49: Ja, da kann es ganz verschiedene Effekte geben.
00:17:52: Wir sagen auch Wirkungen von Framing-Effekten.
00:17:55: Also wir unterscheiden hier einerseits Wirkungen auf unsere Vorstellungen.
00:17:59: Also was wissen wir, wenn wir geframte Beiträge gelesen haben,
00:18:05: was für Wissen resultiert daraus für uns.
00:18:08: Aber natürlich kann Framing auch Einstellungen beeinflussen,
00:18:12: also wie wir bestimmte politische Maßnahmen bewerten,
00:18:16: wie wir sie finden, wie sie gut heißen oder schlecht heißen.
00:18:20: Auch Emotionen können beeinflusst werden durch Framing,
00:18:24: also ob wir positive Emotionen mitnehmen durch Medienbeiträge,
00:18:29: also ob wir Hoffnungen, Freude daraus schöpfen
00:18:32: oder ob wir vielleicht eher ärgerlich oder traurig sind.
00:18:36: Und natürlich ist es auch möglich, dass Framing verhaltensweisen beeinflussen kann.
00:18:40: Also im politischen Kontext, ob wir wählen gehen,
00:18:43: wehen wir gegebenenfalls wählen oder auch nicht wählen,
00:18:47: oder ob wir uns entscheiden, uns politisch zu engagieren
00:18:50: oder ob wir das nicht tun.
00:18:51: Also es sind verschiedenste Wirkungen denkbar.
00:18:55: Ich habe vorhin schon in der Moderation ein Beispiel genannt.
00:19:00: Da ging es um Abtreibungsverbot in Amerika, in den USA.
00:19:05: Das ist ja wieder hochgeschwappt, war aber schon mal vor nun 15 Jahren Thema.
00:19:11: Da wurde das untersucht und geschaut,
00:19:13: welche Worte Politiker, Politikerinnen, Journalisten, Journalistinnen benutzen.
00:19:19: Und da waren quasi die Worte Baby und Fötus im Mittelpunkt.
00:19:24: Und zwar, wenn das Wort Baby benutzt hatte,
00:19:26: haben sich die Leute eher für das Verbot ausgesprochen.
00:19:30: Und wenn das Wort Fötus benutzt wurde,
00:19:32: haben sich die Leute eher gegen das Verbot ausgesprochen.
00:19:35: Das wäre ja genauso ein Beispiel, was du gerade nennst,
00:19:39: mit Beeinflussungen oder was man benutzt in Aussagen und was nicht.
00:19:44: Den Aspekt, den du jetzt angesprochen hast,
00:19:47: da geht es darum, Framing aus so einer sprachlichen Sichtweise zu betrachten.
00:19:51: Indem man verschiedene Begrifflichkeiten für ein Phänomen verwendet
00:19:56: und damit schon eine bestimmte Wertung nahelegt.
00:19:59: Man könnte jetzt bei diesem Abtreibungsbeispiel,
00:20:01: wenn wir da mal bleiben wollen, auch andere Bedeutungen konstruieren,
00:20:06: wo es vielleicht nicht so sehr um die sprachliche Ebene geht,
00:20:09: sondern wo wir uns die Werte anschauen, die damit kommuniziert werden.
00:20:13: Also gerade bei der Thema Abtreibung geht es ja einerseits darum,
00:20:17: die Freiheit der Frau zu stärken oder diesen Wert Freiheit anzusprechen,
00:20:22: dass sie selbst entscheiden kann.
00:20:24: Oder ein anderer Wert der Schutz des ungeborenen Lebens.
00:20:28: Also Werteframing wäre hier so ein Stichwort.
00:20:31: Das ist so das eine, dass wir sehr viele verschiedene Bedeutungen
00:20:35: erst mal haben, um Framing zu definieren.
00:20:38: Darüber hinaus unterscheiden wir insbesondere in der Kommunikationswissenschaft
00:20:43: verschiedene Bereiche, in denen Frames eine Rolle spielen.
00:20:46: Also wir haben da zum einen das journalistische Frame Setting.
00:20:50: Also die kognitiven Bezugsraben, das was Journalistinnen und Journalisten denken,
00:20:56: das kann man schon als journalistische Frames bezeichnen.
00:20:59: Und diese Vorstellungen, die Journalisten haben von einem Thema,
00:21:03: die können sich dann in den Beiträgen, die sie verfassen, niederschlagen.
00:21:08: Also wir sagen dann auch Journalistinnen und Journalisten lassen
00:21:12: ihre eigenen Vorstellungen und Schematat, Deutungen,
00:21:16: aber auch ihre Vorbehalte in ihre Beiträge einfließen.
00:21:20: Dann so neben diesem Frame Setting gibt es auch das Frame Building.
00:21:24: Hier steht die Frage im Mittelpunkt,
00:21:26: wie denn Frames von den Journalistinnen aufgegriffen werden.
00:21:30: Ja, also beim Frame Building greifen Journalistinnen eher die Bezugsrahmen
00:21:36: von politischen oder gesellschaftlichen Akteuren auf.
00:21:39: Also sie zitieren ja verschiedene Quellen und diese Quellen nennen ihnen auch
00:21:44: bestimmte Sachverhalte eher aus der einen oder eher aus der anderen Perspektive.
00:21:49: Und dann haben wir noch das, worüber wir schon gesprochen haben,
00:21:51: nämlich die Framing Effekte, also die Frage,
00:21:54: wie Frames der Berichterstattung bei Leserinnen und Zuschauerin wirken.
00:21:59: Also in dem Journalistinnen in ihren Beiträgen
00:22:03: eigene Bezugsrahmen aufspannen oder den Rahmen von politischen,
00:22:08: von gesellschaftlichen Akteuren aufgreifen,
00:22:11: liegen sie bei Leserinnen und Zuschauerinnen auch bestimmte Urteile nahe.
00:22:15: Ein Negativbeispiel, woran ich da denken muss,
00:22:19: ist Donald Trump und Covid-19.
00:22:23: Das wurde ja in den USA dann als "Chinese Virus" bezeichnet.
00:22:28: Oder er hat das so vorangetrieben und es war ja nicht nur diskriminierend,
00:22:32: sondern war das auch ein klassisches Framing,
00:22:35: weil man hat ja dann gesehen, dass die Angriffsrate auf amerikanische Bürgerinnen,
00:22:40: die chinesisch gelesen wurden, gestiegen ist.
00:22:43: Also ist das so ein klassisches Framing, kann man daraus ableiten?
00:22:47: Ja, so was wirkt.
00:22:49: Ja, in jedem Fall.
00:22:51: Das ist auf jeden Fall ein Frame-Element, würden wir vielleicht sagen.
00:22:54: Es gibt so eine ganz grundlegende Definition von Frames,
00:22:58: die da sagt, ein Frame besteht aus verschiedenen Elementen.
00:23:02: Also ein Problem, ein Thema muss erst mal definiert werden.
00:23:05: Dann muss jemand die Verantwortung oder die Schuld zu unschrieben werden.
00:23:09: Also in diesem Fall werden halt als die Schuldigen für die Corona-Pandemie
00:23:13: die Chinesen gesehen.
00:23:14: Und dann gibt es noch weitere Frame-Elemente,
00:23:18: die dann halt was darüber aussagen.
00:23:20: Was leiten wir daraus jetzt für eine moralische Bewertung ab?
00:23:24: Also dass man vielleicht da irgendwie die Chinesinnen und Chinesen
00:23:29: für schlecht oder für verloren hält,
00:23:32: weil sie das halt so lange zurückgehalten haben,
00:23:35: diese Information über den Ausbruch der Pandemie.
00:23:38: Und dann gibt es noch ein viertes Frame-Element, die Handlungsempfehlung.
00:23:43: Also dass man jetzt irgendwie daraus Schluss folge hat, was jetzt zu tun sei.
00:23:46: Dass dann da gegebenenfalls mehr Diskriminierung
00:23:51: unter der chinesischen Bevölkerungsgruppe in Amerika entstanden ist,
00:23:55: wäre dann so eine klassische Verhaltenswirkung.
00:23:57: Also wenn dann da Angriffe daraus resultieren,
00:24:00: ja, da kann man schon sagen, dass Framing wirkt in irgendeiner Form.
00:24:05: Ja.
00:24:06: In irgendeiner Form, da muss ich jetzt noch mal einhaken.
00:24:10: Ich habe mich natürlich davor auch gut ins Thema eingelesen.
00:24:13: Und in der Wissenschaft gibt es ja verschiedene Aussagen zum Framing.
00:24:16: Ob das wirkt, ob das nicht wirkt.
00:24:19: Wie ist es einzuordnen für uns?
00:24:20: Also kann man jetzt aus der wissenschaftlichen Brille klar sagen, ja?
00:24:25: Oder kann man aus der wissenschaftlichen Brille klar sagen, nein?
00:24:30: Die Antwort von dir wird wahrscheinlich sein weder noch.
00:24:32: Ja, es gibt ja unzählige Einzelstudien zu dem Thema.
00:24:38: Und das hilft dir jetzt wahrscheinlich nicht und ich sage,
00:24:40: in der einen Studie ist es so oder in der anderen Studie ist es so.
00:24:43: Ich habe aber im Vorbereitung auf unser Gespräch eine Meteranalyse gefunden,
00:24:48: die sich mit der Frage beschäftigt hat,
00:24:51: inwiefern eben Framing Effekte hervorruft auf Einstellungen,
00:24:56: auf Emotionen und auf das Verhalten von Bürgerinnen und Bürgern.
00:25:00: Und diese Meteranalyse, die hat 138 Studien berücksichtigt.
00:25:07: Und das finde ich gut, weil dann haben wir so ein übergeordnetes Erkenntnisinteresse,
00:25:12: was wir aus dieser Analyse ziehen können.
00:25:14: Kurze Erklärung, eine Meteranalyse beschäftigt sich quasi mit den Studienlagen,
00:25:18: die publiziert wurden und wertet darin Tendenzenergebnisse aus.
00:25:24: Nur kurz, damit es allen klar ist.
00:25:26: Und zwar sagt diese Meteranalyse,
00:25:30: dass durch eine einfache Änderung der Art und Weise,
00:25:33: wie Medien ein politisches Thema oder Ereignis darstellen,
00:25:37: die Unterstützung und die Bewertung der Bürgerinnen und Bürger
00:25:41: für eine Politik zumindest kurzfristig erheblich beeinflusst werden kann.
00:25:46: Also das ist schon mal gebrichtert, also kurzfristig auf das Wissen.
00:25:50: Dann der zweite Punkt.
00:25:52: Framing scheint auch auf die Emotionen der Bürgerinnen und Bürger zu wirken,
00:25:56: sowohl im positiven als auch im negativen Sinne, je nachdem, wie geframed wird.
00:26:02: Aber was die Studie dieser Meteranalyse auch sagt,
00:26:06: Medienframing wirkt sich auf politische Verhaltensweisen wesentlich schwächer aus
00:26:11: als auf Einstellungen und als auf Emotionen.
00:26:15: Unten vierter Punkt, den die Meteranalyse herausfindet,
00:26:18: mediales Framing wirkt dann schwächer,
00:26:21: wenn wir in der Berichterstattung kombruierende Frames haben.
00:26:25: Also wenn kombruierende Sichtweisen präsentiert werden,
00:26:28: wo man sozusagen eine ausgewogenere oder eine vielfältigere Darstellung
00:26:34: der Ereignisse präsentiert bekommt.
00:26:36: Okay, also wenn mehrere Perspektiven nochmal einfließen,
00:26:40: dann hebt das das auch wieder ein bisschen auf.
00:26:42: Ich habe hier auf meine Negativität jetzt rumgeritten mit meinen Beispielen,
00:26:47: habe quasi auch schon geframed und möchte jetzt aber auch gerne nochmal die Frage stellen,
00:26:52: kann mit Framing denn auch ein positiver Kontext gesetzt werden?
00:26:57: Ja, natürlich, das ist auch möglich.
00:26:59: Also ein Beispiel, was mir da einfällt, ist ja so diese Zunahme auch in der Wissenschaft,
00:27:04: sich mit dem konstruktiven bzw. mit dem lösungsorientierten Journalismus zu befassen.
00:27:09: Und die Frage, wie wirkt eigentlich dieser lösungsorientierte Journalismus?
00:27:14: Und da gibt es noch nicht so wahnsinnig viele Studien, aber ein paar gibt es schon.
00:27:18: Und die sagen zum Beispiel, dass lösungsorientierte Journalismus
00:27:22: zu positiveren Emotionen führt.
00:27:24: Also dass man so als Rezipientin mehr Hoffnung hat,
00:27:29: dass sich die Probleme, die es da in der Welt gibt,
00:27:31: irgendwie auch lösen lassen oder dass man da für eine Lösung finden kann.
00:27:35: Ein anderes Beispiel, das ich dir hier vorstellen kann,
00:27:38: ist ein Experiment, wo gefragt wurde,
00:27:43: unter welchen Bedingungen Bürgerinnen und Bürger politische Entscheidungen
00:27:47: für Auslandseinsätze der Bundeswehr anerkennen.
00:27:50: Ja, also auch das kann von der Mediendarstellung abhängen.
00:27:53: Und die Annahme wurde in einem Experiment geprüft,
00:27:58: dass eben die Mediendarstellung einen Einfluss darauf haben kann,
00:28:01: ob man Auslandseinsätze der Bundeswehr eher befürwortet oder ablehnt.
00:28:06: Und hier hat eine Experimentalgruppe eine Artikelversion bekommen,
00:28:11: wo der Bundeswehreinsatz in einen humanitären Frame gestellt wurde.
00:28:16: Also humanitärer Frame meint, dass man halt in dem Artikel beschreibt,
00:28:21: dass die Zivilbevölkerung sehr leidet
00:28:24: und dass man eben diese humanitäre Katastrophe beenden muss,
00:28:28: irgendwie die Bundeswehr braucht, um dort zu helfen.
00:28:31: Die andere Version des Artikels hat eine andere Gruppe zu lesen bekommen
00:28:36: und hier wurde halt ein politisch-militärischer Rahmen vorgegeben.
00:28:40: Also hier wurde der Blick gelenkt auf den Konflikt zwischen Rebellen
00:28:45: und Regierungstruppen in einem Land.
00:28:48: Und hier wurde sozusagen in dem Artikel begründet,
00:28:52: dass die Bundeswehr in diesem Land unterstützen sollte,
00:28:55: um die Kriegshandlungen zu stoppen.
00:28:58: Und ein Ergebnis der Studie war eben, dass der humanitäre Frame
00:29:02: mehr Betroffenheit und mehr Empathie bei den Leserinnen und Lesern hervorgerufen hat
00:29:07: und damit auch zu einer größeren Zustimmung zu dem Bundeswehreinsatz geführt hat,
00:29:12: als die politisch-militärische Darstellung.
00:29:15: Das ist sehr interessant.
00:29:16: Also da ist eben auch die Frage, wie man kommuniziert und wie man vermittelt
00:29:20: und damit bin ich eigentlich schon wieder bei meiner ersten Frage.
00:29:24: Nämlich irgendwie, wenn man das bewusst macht, ist es doch auch eine Art von Manipulation.
00:29:29: Es hat gar nicht so einfach auch in der Wissenschaft heraus zu bekommen,
00:29:33: ob das eine Strategie ist, ob das was bewusstes ist
00:29:36: oder ob das nicht ganz unbewusst passiert, dass uns bestimmte Deutungsmuster näher liegen als andere.
00:29:42: Man könnte vielleicht auch sagen, die Quellen, die im Journalismus befragt,
00:29:46: wären diese vielleicht eher die strategischen Einsatz von Framing gefördert,
00:29:51: während der Journalist oder die Journalistin da vielleicht auch ein bisschen davon abhängig ist,
00:29:55: was ihr dann präsentiert wird für eine Version.
00:29:59: Da haben wir ja zwei Gruppen.
00:30:00: Zum einen die Medienexperten und Expertinnen die Nachrichten erstellen
00:30:05: oder sich damit beschäftigen, Beiträge erstellen
00:30:08: und zum anderen die Konsumentinnen und Konsumenten.
00:30:12: Da würde ich gerne jetzt nochmal zwei Strenge aufmachen.
00:30:14: Also Konsumentinnen und Konsumenten, gehe ich jetzt so aus deinen Aussagen heraus,
00:30:20: haben oft gar nicht so das Bewusstsein für dieses Framing oder doch?
00:30:24: Ich würde sagen, dass Nutzerinnen von Medienangeboten das Framing wahrscheinlich meistens nicht bewusst wahrnehmen.
00:30:32: Insbesondere dann, wenn ihnen andere Sichtweisen auf das Thema fehlen,
00:30:37: also zum Beispiel, wenn sie selten Medien bzw. Nachrichten nutzen
00:30:41: oder wenn sie vielleicht auch nur auf wenige Medienprodukte zurückgreifen
00:30:46: oder auf Medienprodukte, die in einer ähnlichen Art und Weise über ein Thema berichten.
00:30:51: Aber man kann vielleicht auch umgekehrt sagen, Nutzerinnen könnten Nachrichten Frames dann eher wahrnehmen,
00:30:58: wenn sie breite oder vielfältige Kenntnisse zu einem Thema haben,
00:31:02: also Ideen haben, was da alles zu diesem Thema dazu gehören kann
00:31:06: und wenn sie vielleicht auch viele oder verschiedene Medienprodukte konsumieren,
00:31:11: die eine unterschiedliche Sicht auf ein Thema anbieten,
00:31:14: sodass sie da Vergleichsmöglichkeiten haben.
00:31:16: Warum das eine Medium diesen Saftverhalt oder diesen Akteur hervorhebt
00:31:20: und ein anderes Medium hebt, was anderes hervor?
00:31:24: Können wir Medienprofis? Also ich würde dich und mich jetzt mal als Medienexpertinnen bezeichnen
00:31:29: und die vielen Journalisten, Journalistinnen, Menschen, die in der Redaktion arbeiten und so weiter.
00:31:35: Die würde ich ja schon als Medienexperten und Expertinnen bezeichnen.
00:31:39: Sind die denn gefeiert vor Framing?
00:31:41: Nein, ich glaube, wir als Medienprofis sind da auch nicht unbedingt besser darin.
00:31:46: Na klar, wir haben mehr Hintergrundwissen zum Framing,
00:31:49: aber wir haben ja nicht unbedingt zu einzelnen Themen der aktuellen Berichterstattung mehr Hintergrundwissen.
00:31:56: Ja, nimm mal den Ukraine-Krieg als Beispiel.
00:31:59: Du und ich, wir sind beide nicht dabei beim Kriegsgeschehen,
00:32:02: sondern wir sind beide auf Berichterstattung darüber angewiesen.
00:32:06: Ja, und wenn nun viele der deutschen Journalistinnen auf ähnliche Quellen zurückgreifen können oder müssen
00:32:13: oder wenn alle Quellen zum Beispiel aus dem Politikbetrieb einheilig feststellen,
00:32:19: dass Russland Schuld an den Konflikt ist, dann bekommen wir Medienprofis auch nur eine Sicht angeboten
00:32:25: und wir könnten möglicherweise nicht hinterfragen, dass es eine andere Sicht geben könnte.
00:32:30: Ja, also dass vielleicht Russland in den Jahren vor dem Kriegsbeginn auch Sicherheitsinteressen
00:32:36: artikuliert hat und Abkommen vorgeschlagen hat, die die USA und die NATO zurückgewiesen haben.
00:32:42: Ja, also wenn wir das nicht erfahren, dann sind wir auch einem Framing ausgeliefert.
00:32:47: Ja, also ich würde sagen schon Framing ist häufig ein unbewusster Prozess.
00:32:52: Also das gilt sowohl für das journalistische Framing als auch dann für unsere Vorstellung
00:32:56: über ein Thema aufgrund der Berichterstattung.
00:32:59: Ich danke dir sehr, dass du mit uns da ein bisschen genauer hingeschaut hast.
00:33:04: Also ich habe eigentlich noch 200 Fragen, vielleicht müssen wir noch mal ein ganzes Podcast darüber machen,
00:33:10: nur ist es wirklich sehr, sehr komplex.
00:33:12: Aber ich danke dir auf jeden Fall, dass wir das in diese kurze Zeit ein bisschen reinpacken konnten
00:33:17: und wenn es weitere Fragen gibt oder irgendwas, kann natürlich mir jeder schreiben auf LinkedIn
00:33:23: oder über die Media Lab Seite und dann schauen wir mal, ob wir uns hier wieder treffen, Ines.
00:33:29: Ja gerne, ich danke dir für die Einladung und für das spannende Gespräch.
00:33:33: Halten wir fest, dass es ein Framing gibt, ist wohl unumstritten.
00:33:38: Dass es ein Effekt hat, ist auch klar.
00:33:41: Aber wie es letzten Endes genau wirkt, das ist noch nicht ganz belegt.
00:33:46: So oder so, Framing ist auf jeden Fall ein machtvolles Tool mit vielen Facetten.
00:33:51: Wenn dir diese Folge gefallen hat, dann lass mir gern ein Like da und abonniere diesen Podcast,
00:33:56: um die kommende Folge nicht zu verpassen.
00:33:59: Darin werde ich mit Laura sprechen, sie ist aus Kolumbien
00:34:02: und wie der Journalismus in Südamerika funktioniert.
00:34:05: Und wird, das erfahren wir dann in zwei Wochen.
00:34:09: Ich bin Sabrina Harper und wir hören uns bald wieder.
00:34:13: Media for Peace, der Podcast für friedensorientierten Journalismus.
00:34:19: Eine Produktion des Media Lab Bayern.
00:34:22: Media for Peace ist eine Kooperation mit dem DTEC BW,
00:34:25: Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr
00:34:29: und der Universität der Bundeswehr München.
00:34:35: [MUSIK]
00:34:37: * Musik *
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